R.E.M. – Monster [Remaster-LP] (Universal Music, 01.11.2019)

Als Einleitung zu dieser Review muss ich kurz mein (bisheriges) Verhältnis zum Album Monster von R.E.M. beschreiben. Ich bin relativ spät auf die Band gestoßen, ich denke es war ihr drittes Album “Fables of the Reconstruction. Aber eigentlich habe ich bis Out of Time” mehr oder weniger nur die Singles verfolgt und mich erst ab dem Album dem Frühwerk mehr gewidmet. “Automatic for the People” habe ich dann genauso geliebt wie Out of Time”, obwohl es mir fast schon etwas zu überproduziert war. Deshalb war ich dann froh, als es im Vorfeld von “Monster” hieß, dass die Band sich wieder ihren Wurzeln annähern wolle.

Und dann hörte ich das Album und mussste feststellen, dass das zwar stimmt, aber mir das Album so gar nicht gefiel. Wahrscheinlich hab ich ihm zu wenige Chancen gegeben, denn es verschwand schnell im Schrank und kam nicht mehr heraus. Und es kam auch kein weiteres R.E.M.-Album mehr herein.

Nun liegt die Vinylausgabe in der Single-LP-Version auf meinem Plattenteller und ich frag mich, wie das damals passieren konnte. Denn gleich die ersten zwei Stücke überraschen mit ihrer krachigen Wucht. Bei “Crush With Eyeliner“ kommen auch deutliche Erinnerungen an die frühen Songs hoch.

“King of Comedy“ fällt da etwas aus der Rolle mit seinem kruden und krachigen Mix aus Rockgitarre und dem pumpenden Dancerhythmus. Klingt für mich heute passend, vor allem auch die psychedelisch angeschlagene Gitarre, könnte damals aber ein Grund für meine Ablehnung des Albums gewesen sein. Warum bei mir das psychedelisch angehauchte Midtempo-Stück “I Don’t Sleep, I Dream“ vor 25 Jahren nicht hängengeblieben ist, kann ich nicht erklären. Wundervolle Gitarren perlen in den Strophen, alles wirkt schön verwoben und bricht im Refrain in eine rockige Passage aus. Passt doch wunderbar. Und so höre ich mich durch das Album hindurch und entdecke es neu, eigentlich das erste Mal richtig und finde Perlen wie “Star 69“ und “Strange Currencies“.

Was auch auf dieser remasterten Version auffällt, ist der wohl beabsichtigte, wenig differenzierte Klang, der wohl den Weg zu den Roots zusammen aufzeigen sollte. Dieser Garagenklang jedoch steht dem Album damals wie heute nur bedingt, denn bei aller Hauruck-Attitüde sind die Songs viel zu vielschichtig für den Klang der frühen Alben. Und da kommen wir dem wahren Grund näher, der mich das Album nicht so beachten lies: dieser Klang passt nicht so wirklich und verwischt viele windervolle Feinheiten des Albums. Das ist auf dem Remaster nun etwas besser als auf meiner CD von 1994, aber immer noch ein Schwachpunkt. Trotzdem liegt hier für mich persönlich ein richtig cooles Jubiläumsalbum vor, weil es mich ein langes gescholtenes Album neu entdecken ließ.

Das Album erscheint in vielen verschiedenen Varianten: Einzel-Vinyl (die remasterte Version), Doppel-Vinyl (die remasterte und eine remixte Version), Einzel- und Doppel-CD mit den selben Inhalten sowie das Box-Set, das neben den beiden genannten Versionen zusätzlich unveröffentlichte Demostücke sowie ein komplettes Livekonzert aus der Zeit und eine Blue-Ray mit den üblichen 5.1 etc. Abmischungen bietet.

Zum Einzel-Vinylalbum sei gesagt, dass es eine qualitativ hochwertige 180-Gramm-Pressung im Originalcoversleeve ist. Und diese Version ist wunderbar.

 

Trackliste:

  1. What’s The Frequency, Kenneth?
  2. Crush With Eyeliner
  3. King Of Comedy
  4. I Don’t Sleep, I Dream
  5. Star 69
  6. Strange Currencies
  7. Tongue
  8. Bang And Blame
  9. I Took Your Name
  10. Let Me In
  11. Circus Envy
  12. You

 

4.3