Queensryche – Operation: Mindcrime / Empire [2-CD Re-Releases] (Capitol/Universal Music, 25.06.2021)

Universal Music bringt mal wieder Teile des Backkatalogs der (ehemaligen) Metal-Giganten Queensryche neu auf den Markt. Um genau zu sein: den Konzeptalbum-Klassiker „Operation: Mindcrime“ von 1988 sowie das zwei Jahre später erscheinende „Empire“. In den britischen Abbey Road Studios wurden hierzu neue Remasters erstellt. In den Plattenläden steht das ganz wahlweise als Doppel-CDs, Doppel-LPs oder CD-Boxen mit Buch und fünf bzw. vier Silberlingen.

Wirklich Neues bringen die Bonus-Scheiben nicht ans Licht. Erst Recht nicht in den Doppel-CD-Versionen, die uns zur Rezensionen vorlagen. Jene haben wir uns genauer angeschaut.

 

Zum Inhalt von „Operation: Mindcrime“ gibt es nicht mehr viel zu sagen. Jeder, der sich nur im Ansatz für traditionellen und Progmetal interessiert, sollte das Werk wohl kennen. Falls nicht, habe ich mich an anderer Stelle – in unseren Handwritten-Classics – schon einmal ausführlich darüber ausgelassen. Das wichtigste wird aber sein, wie klingt die abermals remasterte Version (man wagte sich schließlich bereits 2003 an dieses Thema). Zusammengefasst: das Album klingt anno 2021 definitiv lauter, aber nicht wirklich klarer oder voller, dafür mit einem leichten Hang zum Übersteuern. Klar, auch den Bass hat man lauter gedreht. Aber wirklich besser oder zeitgemäßer? Ich mag, da es mein Lieblingsalbum ist, befangen sein. Ich sage aber in beiden Fällen: nein.

Der einfachen Version liegt als Bonus-CD eine komplette Liveaufführung der Platte der Tour 1990 bei. Aufgenommen im Hammersmith Odeon zu London. Es handelt sich hier ausdrücklich nicht um „Operation: Livecrime“. Neu ist diese Aufnahme aber auch nicht. Der Fans hat sie wohl bereits seit 15 Jahren als Bonus zu einer älteren Remaster-Version in seinem Besitz. Der Klang der Aufnahme ist auch keine Offenbarung, eher rau und authentisch. Aber das reißt die Performance der Band wieder raus. Kann man mal machen.

Wirklich lohnt sich dieser neue Re-Release nicht, da es den alten relativ günstig noch zu kaufen gibt. Interessanter ist da die Box, die zusätzlich noch die „Operation: Livecrime“ als CD sowie DVD (angereichert mit ein paar weiteren Boni) bietet.

 

Operation: Mindcrime
1. I Remember Now
2. Anarchy-X
3. Revolution Calling
4. Operation: Mindcrime
5. Speak
6. Spreading The Disease
7. The Mission
8. Suite Sister Mary
9. The Needle Lies
10. Electric Requiem
11. Breaking The Silence
12. I Don’t Believe In Love
13. Waiting For 22
14. My Empty Room
15. Eyes Of A Stranger

“Operation: Mindcrime” live At Hammersmith Odeon, London, Englamd, 1990
1. I Remember Now
2. Anarchy-X
3. Revolution Calling
4. Operation: Mindcrime
5. Speak
6. Spreading The Disease
7. The Mission
8. Suite Sister Mary
9. The Needle Lies
10. Electric Requiem
11. Breaking The Silence
12. I Don’t Believe In Love
13. Waiting For 22
14. My Empty Room
15. Eyes Of A Stranger

 

 

Nach dem Erfolg von „Operation: Mindcrime“ schloss man sich wieder mit Rush-Produzent Peter Collins ein und tüftelte an einem Nachfolger, der 1990 unter dem Namen „Empire“ erscheinen sollte. Für jenen wurde der Sound von Queensryche ein Stück weiterpoliert. Etwaige letzte progressive Anklänge fuhr man vollends zurück und präsentierte elf glanzvolle, eingängige Songs, welche auch in ihren leichtgängigen Momenten nicht ganz Tiefgang vermissen sollten. Songs wie „Jet City Woman“ oder „Another Rainy Night (Without You)” schienen wie gemacht fürs MTV-Publikum, welches sich besonders von der riesigen Ballade „Silent Lucidity“ angezogen fühlte. Auf der anderen Seite stehen dafür eindringliche, metallischere Songs wie „Resistance“, „Best I Can“ oder der Titeltrack sowie auch das düster getragene „Della Brown“.

Ja, Queensryche hatten sich verändert. „Empire“ funktionierte aber trotzdem und es erwies sich auch in der Rückschau als tolles Album, selbst wenn die Band nicht mehr wie auf „The Warning“ oder „Rage Of Order“ klang.

Das Remaster von „Empire“ wirkt basslastiger, vielleicht auch ein bisschen zeitgemäßer und voller. Lässt dafür aber etwas an Höhe vermissen. Am Ende klingt das Album tatsächlich etwas anders als das Original. Die Bonussektion fällt bei der einfachen Version aber recht mager aus. Die drei Non-Album-Tracks „Last Time In Paris“, „Scarborough Fair“ und „Dirty Little Secret” fand man beim ersten Remaster von 2003 noch mit auf der CD, hier sind sie auf der Bonus-CD. Zusammen mit ein paar Single-Edits sowie einer Liveversion des Oldies „Prophecy“ und einer neueren Version von „I Dream In Infrared“. In der Box bekommt man wenigstens noch die Restsongs des Hammersmith-Konzerts von 1990 (die man als Fan allerdings auch schon in Form eines älteren Re-Releases im Regal hat), dazu noch die wirklich tolle DVD „Building Empires“, dessen Material erstmals 1992 als VHS erschien. Eine Kombination aus Live- und Videoclips.

 

Empire
1. Best I Can
2. The Thin Line
3. Jet City Woman
4. Della Brown
5. Another Rainy Night (Without You)
6. Empire
7. Resistance
8. Silent Lucidity
9. Hand On Heart
10. One And Only
11. Anybody Listening?

Bonus-CD
1. Last Time in Paris
2. Scarborough Fair
3. Dirty Lil Secret
4. Silent Lucidity (Single Edit)
5. Empire (Single Edit)
6. I Dream In Infrared (Acoustic Version)
7. Prophecy (Live In Tokyo)
8. Best I Can (Radio Edit)
9. Anybody Listening? (Radio Edit)

 

Am Ende hinterlassen diese Remasters einen etwas zwiespältigen Eindruck. Als Neu-Entdecker gibt es wenig Argumente nicht zuzugreifen (am meisten der Preis um die 55,- €), als Fan aber auch wenige es noch einmal zu tun. Man hätte zum Beispiel auch die Chance nutzen können, endlich mal den MTV-Unplugged-Auftritt der Band zu veröffentlichen oder weitere unbekannte Schmankerl auszugraben.

Vielleicht dann zum 40-jährigen Jubiläum?