Of Mice & Men – Defy (Rise Records, 19.01.2018)

Für eine erfolgreiche Band gibt es wenig Dinge die so heikel wie auch einschneidend sein können wie der Wechsel des Sängers. 2016 hat Austin Carlile wegen seiner anhaltenden Herzprobleme Of Mice & Men verlassen müssen. Er hat lange gekämpft diesen Schritt nicht gehen zu müssen, aber abgebrochene Konzerte und zum Schluss musste die geplante Tour komplett abgesagt werden. Zu dem Zeitpunkt war nicht klar wie es weiter gehen soll mit der Band. Einen neuen Screamer von außen holen? Of Mice & Men auflösen? Eins war klar, die gesamte Post-Hardcore Szene hat mit Carlile einen echten Typen verloren. Ende April 2017 kamen OM&M dann aber mit dem Video zu Unbreakable um die Ecke. Der bisherige Bassist Aaron Pauley, der vorher schon für den Klagesang verantwortlich war, übernahm dort dann auch die Screamings. Der Song setzte genau da an wo die Band mit Austin Carlile aufgehört hat. Harte Gitarrenriffs und anständige Screams. „Unbreakable“ war nicht nur das erste musikalische Lebenszeichen der Band nach Carliles Ausstieg, es war auch die erste Auskopplung des am vergangenen Freitag erschienen Albums Defy.

Egal was sich ändert, das südkalifornische Quartett um Aaron Pauley bleibt sich treu und trotzen jedem Widerstand. Treffender dazu kann der Albumtitel kaum gewählt werden. Defy, was soviel bedeutet wie sich widersetzen oder trotzen. Das fünfte Album der Band bestätigt nicht nur deren Identität, sondern festigt sie auch stärker als je zuvor.

Bei dieser Platte ging es viel mehr darum, herauszufinden, wer wir sind und das zu entwickeln, anstatt uns neu zu erfinden und etwas Neues herauszubringen. Veränderung wird uns nicht definieren. Wir werden uns selbst definieren. Wir wollten keine neue Band werden; Wir wollten nur Of Mice & Men sein.

bekräftigt Aaron

Und das haben sie geschafft. Das Album startet mit dem Titelsong Defy gleich in alter OM&M Manier im Galopp und nimmt kaum Tempo raus bis auf kleine Ausnahmen wie bei Back to me. Dort gibt es eine kleine Verschnaufpause ohne Screams aber mit eingängigen Refrains. Über ein überraschend aufrüttelndes Cover von Pink Floyds Money kommt die Platte zu dem Song Warzone. Brachial, mehr brauch man dazu nicht sagen.

Mit Defy ist den Jungs von OM&M ein Album gelungen, was nicht jedem alten Fan gefallen wird und bestimmt die ein oder andere Diskussion auslösen wird, welcher Frontsänger denn jetzt der bessere ist. Ich war auch skeptisch, am Ende haben sie mich aber überzeugt. Es ist ein rundum gelungenes Teil das Lust auf die kommenden Konzerte macht.

If We Were Ghosts ist ein herzzerreißender Akustiksong und der letzte Track des Albums. Er hat eine ganz besondere Bedeutung für die Band, deshalb hat Aaron das letzte Wort.

Das ist wahrscheinlich der bedeutendste Song auf der Platte

seufzt Aaron.

Wir waren alle zusammen, als wir erfuhren, dass Chester Bennington sich das Leben genommen hat. Wir tourten mit Linkin Park und seine Musik beeinflusste mein Leben. Er war jemand, den ich morgens um ein Uhr angeschrieben hab, wenn ich etwas komisches sah oder ihn um Rat bezüglich meiner Stimme bat oder was ich tun sollte, wenn das Touren hart wurde. Wir alle sind weinend zusammengebrochen. Der Song beschreibt, wenn man jemanden vermisst. Wenn wir beide Geister wären, könnten wir so viel zusammen tun, aber ich muss warten bis ich auf die andere Seite komme. Ich habe mich nie verabschiedet.

 

Tracklist
1. Defy
2. Instincts
3. Back To Me
4. Sunflower
5. Unbreakable
6. Vertigo
7. Money
8. How Will You Live
9. On The Inside
10. Warzone
11. Forever YDG’n
12. If We Were Ghosts

4.5