Patrick Noe – Ich (Musikwirtschaft/BMG, 04.04.2022)

Da ich ein immer offenes Ohr für neue Musik hab, höre ich mir zunächst alles erst einmal an, um mir wirklich eine eigene Meinung bilden zu können, wenn es auch noch so weh tut. Bei Patrick Noe, einem Newcomer der deutschen „Pop“-Szene, der im Moment ein wenig gehypt wird, konnte ich das leider nicht durchhalten.

Der Sänger und Musiker ist an sich ein „Spätzünder“, er spielt und singt seit Jahren in einer Coverband und hat sich ein „normales“ Leben mit Familie und Beruf aufgebaut. Laut eigenen Aussagen wurde er von dem Automechaniker von „Bär Laske“ dem Produzenten von Fanta 4 bei einem Gig seiner Coverband entdeckt. Und zack, wurden mal ein paar Songs produziert. An sich hat das alles nix Schlimmes oder Besonderes, so fangen Karrieren eben an.

Also habe ich mir sein Debütalbum mit dem wenig egoistischen Titel „Ich“ (Zwinkersmiley) mal versucht anzuhören. Und die ersten paar Takte legen sogar ganz nett los. Ein bisschen vepuckerte Elektronik und eine sich andeutende Melodie. Doch dann bricht nach ein paar Sekunden die übelste Mischung aus aktuellem Deutschpop verquirlt mit einem typischen „modernen“ Schlagerstampfsound los, dass es im Magen zu zucken anfängt. Nun gut, da habe ich noch tapfer durchgehalten, als dann aber dieser unsägliche “Helene Fischer meets Tim Bendzko meet Andreas Gabalier”-Sound auch auf dem folgendendem Stück weitergeht, musste ich meinen ersten Hörversuch leider abbrechen. Ich mache viel, liebe Leute, aber nicht alles.

Ein paar Tage später hatte ich dann noch zufällig das Lied “Lass uns über Liebe reden” im Auto am laufen und dachte wieder im ersten Moment: “Oh, eine zarte Ballade, vielleicht musst du dem Album doch noch eine Chance geben.” Da zerstört sich der Song dann wieder nach dreißig Sekunden mit dem gleichen musikalischen Kleister. Zu dem Lied gibt es dann noch eine komplett akustische Version, die an sich ganz nett ist, aber hier fällt dann leider der doch sehr banale Text noch schwerer ins Gewicht.

Beim Thema Text: beim Vorbereiten meiner im Kopf schon fast fertig geschriebenen Review zu diesem Werk stieß ich auf der Künstlerwebpage auf ein Youtube-Video des Stücks, dessen Standbild mich dann doch nochmal motivierte, es zu versuchen. Das Bild deutete an, dass es thematisch wohl um die Klimakatastrophe geht. Und tatsächlich, die ersten Textzeilen und Bilder bestätigen die Vermutung und der Gedanke schießt in mir hoch: das muss doch jetzt mal etwas ernsthafter sein. Aber nein, wieder bricht nach wenigen Sekunden dieser Ballermannsound über mich herein.

Also: ich kann nur sagen – Hände weg. Von Authentizität, von der der Künstler in einem Interview auf die Frage sprich, ob er mit dem Ergebnis der Produktion seiner Songs zufrieden ist, kann man hier nur wenig hören.  Möglicherweise liegen irgendwo unter der unsäglichen Produktion sensible kleine Musikstücke. Falls das so ist, so ist da leider fast nichts von über.

 

Trackliste:

  1. Nur für Dich
  2. Himmel
  3. Ein guter Tag
  4. So wie am ersten Tag
  5. Unsere Liebe lässt uns tanzen
  6. Das Leben ist jetzt
  7. Lassn uns über Liebe reden
  8. 2020
  9. Ein Mann, ein Wort
  10. Put your hands up for life

 

https://www.patricknoe.de/