Die Skeptiker

Die Skeptiker – Kein Weg zu weit (Destiny Records/Broken Silence, 26.01.2018)

Die Skeptiker treiben nun schon seit 1986 ihr Unwesen und die Ost-Berliner waren schon damals eine der bedeutendsten Punkbands der ehemaligen DDR. Wenn man nun denkt, dass die Jungs nichts mehr zu sagen hätten und somit langsam in den wohlverdienten Punk-Ruhestand gehen könnten, dann hat man sich aber so dermaßen geschnitten.

Sänger Eugen wird nicht müde und den Jungs ist „Kein Weg zu weit“, die Unzulänglichkeiten und Probleme der heutigen Zeit klar, robust und eindeutig aufzuzeigen und anzugehen…!

Schaut man sich die Stimmung im Land an, dann schreit es nach Leuten die Stellung beziehen und den dumpfen Parolen der Menschenfänger eine breite Wand entgegen setzten – denn auch damals hatte es erst ganz harmlos angefangen und wir wissen was uns der bedingungslose Gehorsam und das 1000-jährige Reich gebracht hat.

Das scheinbar mittlerweile viele besorgte Bürger ihre eigene Geschichte vergessen haben ist keine „Entschuldigung“ für die politische Schieflage, in der wir uns gerade befinden und deren Ende noch nicht abzusehen ist.

Die Skeptiker wollen später nicht sagen müssen „das haben wir alles nicht gewusst… und anfangs war es alles noch recht harmlos“ – harmlos ist mittlerweile gar nichts mehr und in Zeiten, wo die Politik und auch die Staatsgewalt in Teilen schon vor dem rechten Mob kapituliert hat bzw. sogar damit sympathisiert, ist es viel eher schon zehn nach Zwölf, als kurz davor!

Haben Eugen (Gesang), Dominik (Gitarre), Tom (Gitarre), Christopher (Bass) und Wieland (Schlagzeug) uns vor fünf Jahren noch aufgefordert endlich den Arsch hoch zu kriegen („Aufsteh’n“), so sind sie nun „Immerfort“ dabei, am Globus zu drehen und die Entwicklungen an allen Stellen der Welt nicht nur unerträglich zu finden, sondern uns direkt mit der Nase in die Scheiße zu stoßen – denn mittlerweile ist der Karren tief im Dreck und die Kacke ordentlich am Dampfen!

Rifflastig und voller Energie wird hier eine wütende Salve nach der anderen abgefeuert – es ist ihnen wie gesagt „Kein Weg Zu Weit“, denn „Wenn ich…“ irgendwann vor dem „Abgrund“ stehe, dann ist es zu spät.

Düster melancholisch geht es danach in die Vergangenheit, denn mit „Gas 14/18“ und „1918“ möchte man an den Beginn all dessen erinnern, was uns geprägt und komplett zerstört hat.

Überhaupt räumen die fünf auf dieser Scheibe der europäischen Geschichte ziemlich viel Platz ein – aber jetzt mal ehrlich, wir sind ja auch auf dem besten Weg alles innerhalb kürzester Zeit wieder in den Abgrund zu schmeißen, was wir über viele Jahrzehnte aufgebaut haben… man fährt quasi gerade alles „Gegen die Wand“ – welch ein Irrsinn!

Ich Weiss Nicht“ wie das geht und wie das alles enden wird… aber der „Schlussakkord“ macht einen dann doch noch einmal traurig und betroffen.

Besonders Eugens eindrucksvolle und bisweilen sehr definierte Stimme hatte es mir schon immer angetan… auch dieses Mal klingt er wieder so, als hätte er sehr lange Zeit gemeinsam mit Jello Biaffra im Proberaum gejammt 😉

Für mich ist den Jungs mit „Kein Weg zu weit“ nach fünf Jahren Album-Pause definitiv ein beeindruckendes Ausrufezeichen gelungen – würde man mich fragen, ich würde das gute Stück auf jeden Fall weiterempfehlen.

Erscheinen wird das bereits elfte Studioalbum der Ost-Berliner als CD und als LP in einer 500er Erstauflage in Orange… also, wer Bock auf ausgefallene Vinyls hat sollte sich hier ordentlich sputen!

 

Titel:
1. Entschuldigung
2. Immerfort
3. Kein Weg Zu Weit
4. Wenn Ich…
5. Abgrund
6. Gas 14/18
7. 1918
8. Lebensreise
9. Gegen Die Wand
10. Ich Weiss Nicht
11. Schlussakkord

 

Wer die Berliner auf ihrer Tour begleiten möchte sollte hier ganz genau aufpassen:

01.03.18 Frankfurt / Elfer Music Club
02.03.18 Magdeburg / Factory
03.03.18 Gera / Shalom
09.03.18 Rostock / Zwischenbau
10.03.18 Neubrandenburg / Mosaik
16.03.18 Löbau / Klinik
17.03.18 Annaberg Buchholz / Alte Brauerei
23.03.18 Coburg / JUZ Domino
24.03.18 Leibzig / Moritzbastei
29.03.18 Hannover / Café Glocksee
06.04.18 Cottbus / Gladhouse
07.04.18 Berlin / Astra
13.04.18 Köln / Sonic Ballroom
14.04.18 Dresden / Chemiefabrik
20.04.18 Nordhausen / Destille
21.04.18 Saalfeld / Klubhaus
29.04.18 Hamburg / Monkey Music Club

Foto: by Destiny Records

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