Lunar Shadow – Wish To Leave (Cruz del Sur Music, 19.03.2021)

Ich gebe es zu, mit dem neuen Album der von mir recht verehrten Band Lunar Shadow habe ich mich anfangs unerwartet schwer getan. Denn eigentlich sind alle bekannten Trademarks der Truppe um Gitarrist und Mastermind Max Birbaum vorhanden: emotionale Songs, verspielte Gitarrenmelodien, ein düsteres Grundfeeling, eine fein austarierte Mischung aus ernsthafter, traditioneller Stahl-Epik und melodischen Todesblei-Einsprengseln. Nur klingt das dieses Mal bewusst etwas anders, was Birbaum im Vorfeld auch sehr deutlich machte.

Von Einflüssen aus dem Postpunk- und Indiebereich war hier die Rede. „Oh je, Lunar Shadow jetzt auch auf den Spuren von In Solitude und Co.?!“ Ja – und doch nein. Denn wie gesagt, die Art der Songs und der Stil an sich ist derselbe, es wird nur auf jegliche Gitarrenverzerrer verzichtet, was das Ganze nicht so „hart“ klingen lässt.

Der Weg über Idle Hands (jetzt Unto Others) zu Goth-Rockern und Postpunks der 80er ist zumindest in dieser Hinsicht nicht weit und doch ist man meilenwert davon entfernt. Denn die Band ist nach wie vor „Metal“. Nur gesteht sie sich einen etwas anderen Sound zu, was mit dem Erschließen neuer Hörerschichten über den schwermetallischen Kosmos hinaus belohnt werden sollte.

Die düsteren Songs von Lunar Shadow sind nach wie vor echte Hinhörer voller Emotionen, die – wie im wahren Leben – zwischen Absturz und Hochgefühl schwanken. Das beschwingte „Delomelanicon“ auf der einen Seite, das überlange Abschlussepos „The Darkness Between The Stars“ auf der anderen. Dazwischen eine Nummer wie „I Will Lose You“, welche beide Gefühle in Einklang bringt oder „To Dusk And I Love“, das bedächtig ins Dunkel torkelt. Bisherige Fans werden vom verspielten Opener „Serpents Die“ erst einmal auf gewohntem Terrain abgeholt, bevor die Reise ins Ungewisse geht.

„Wish To Leave“ ist ein echter Grower, der seine Klasse erst nach mehrmaligem Hören wirklich offenbart. Wenn es aber erst einmal klick macht, möchte man das Ding immer wieder hören. Mit seiner kompakten Länge von 36 Minuten kann man diesem Verlangen beruhigt auch etwas öfter nachkommen!

 

Trackliste:
1. Serpents Die
2. Delomelanicon
3. I Will Lose You
4. To Dusk and I Love You
5. And Silence Screamed
6. The Darkness Between The Stars

 

 

Photo-Credit: Sebastian vvvensche
4.3