King Nun – Lamb (Marshall Records, 29.09.2023)

Nicht mehr ganz so neu sind die Briten von King Nun, die nun mit “Lamb” in der nächsten Woche ihr neues (und damit zweites) Album veröffentlichen und bereits als Support für Rock-Größen wie die Foo Fighters, Black Flag oder auch Frank Carter and the Rattlesnakes um die Welt gezogen sind. Dennoch muss ich zugeben, dass ich von den fünf Londoner Jungs bisher noch nichts gehört hatte.

Direkt mit der ersten Rotation auf dem Plattenteller haben sie aber mein Interesse geweckt, denn schon der Opener “Golden Age” erinnert mich an den guten Frank Carter und spätestens nach dem darauf folgenden “Selfish“, dass rockig-intensiv seinen Weg durch meine Gehörgänge findet, entscheide ich mich, King Nun auf die “Muss man sich dringend nochmal intensiver drum kümmern” Liste zu setzen – somit steht nun das 2019er Debütalbum „Mass“ direkt auf der Liste der noch dringend zu hörenden Alben.

Sich irgendwie selber treu bleiben ist das Thema auf “Lamb”, auch wenn es gelegentlich schwer fällt dem äußern Druck zu widerstehen und im Chaos drumherum seinen eigenen Weg zu finden. Trotz aller Verletzlichkeit, die das Leben mit sich bringt, mit der richtigen Widerstandskraft und dem Willen nach Individualität kann es gelingen nicht komplett unter zu gehen!

Musikalisch bewegen sich die Briten irgendwo zwischen Indie-, Punk- und Grunge… ich persönlich sehe direkt viele Parallelen zu den guten alten Pixies – hier ein wenig mehr Druck und fette Instrumenten-Teppich, da etwas weniger Gequitsche… schon haben King Nun ihren eigenen Stil mit prominenten Vorbildern.

Schaut man auf den Beipackzettel, dann verorten sich die Fünf irgendwie zwischen dem guten alten 70er und 90er Punkrock jenseits des großen Teichs, was ich gut und gerne unterschreiben kann – “Sinking Feeling” zum Beispiel könnte auch gut und gerne eine spätere Nirvana Nummer sein, womit wir die Brücke zu Dave Grohl und seinene Foo Fighters geschlagen hätten – beim zweiten Durchgang habe ich sogar das Gefühl, dass The Strokes mit im Proberaum gestanden haben!

Ich bin begeistert von der Vielseitigkeit der Londoner, denn direkt darauf folgt mit “One Time Alarm” eine Nummer, die Anfangs einem Bowie-Song gleicht, dann aber so viel Schub bekommt und eine musikalische Kehrtwende macht, dass man ins Schwärmen kommt. Ich sage es mal so, den Jungs merkt man an, dass sie bereits seit zehn Jahren gemeinsam Musik machen und sich aus einer Schülerband zu einer ernstzunehmenden Combo auf den weltweiten Bühnen entwickelt hat.

Was 2016 mit der ersten Single „Tulip“ begann, findet mit dem zweiten Longplayer “Lamb” seinen bisherigen Höhepunkt – dahingehend denke ich aber nicht, dass die Jungs schon satt sind und noch so einige Überraschungen in der Hinterhand haben.

Konnten sie mit dem Debüt 2019 aufgrund der kurz darauf folgenden Pandemie noch nicht umfassend durchstarten, so stehen ihnen nun alle Tore offen und ich denke dass wir noch eine ganze menge von King Nun hören werden.

 

Musikalisch nochmal schnell zurück, denn da wären dann irgendwie auch noch The Hives im Portfolio, die ich bei “I Must Be Struck By Lightening to Fly” höre – Jungs, ich habe selten so viel Abwechslung auf einem Album gehört. Die Scheibe ist quasi eine “Best Of” der coolsten Indie-Rock Bands der letzten Jahrzehnte.

Was sich hier langsam so lesen muss, als hätten die Briten nur irgendwo abgekupfert und sich ausgedehnt bei anderen Bands bedient, ist aber mitnichten so. Die Londoner kreieren daraus viel eher einen eigenen Stil und verbinden somit drei Jahrzehnte mit einer Leichtigkeit, wie ich sie bisher selten gesehen habe – das ganze dann in die Jetztzeit transportiert und es wird ein Schuh drauß… und zwar einer, der den Jungs hervorragend zu passen scheint.

 

Titel:
1. Golden Age
2. Selfish
3. Do You Know Where You Are
4. Sinking Feeling
5. One Time Alarm
6. OCD
7. In Vains
8. I Must Be Struck By Lightening to Fly
9. But We Live On The Beach
10. Escapism
11. Lamb

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4.5