How To Lose Face – Nice Tries (DIY, 18.09.2020)

Soll man „Nice Tries“, das Debütalbum des Projekts How To Lose Face, jetzt als eine Art Midlife-Crisis-Album sehen? Tatsache ist, Songwriter und Multiinstrumentalist Peter Fjordbak war viele Jahre Teil der dänischen Indie-Szene – als Musiker, später auch als Toningenieur und Produzent. Irgendwann tauschte er dieses Leben allerdings gegen etwas Solides ein. Haus, Kind, ein Job als Lehrer. Alles ganz normal. Vielleicht zu normal.

Ganz ließ ihn das Musizieren aber wohl nicht los. Und so entstanden über die letzten achte Jahre viele Songs, von denen er nun neun Stück eingespielt hat und als Vinylscheibe und digital veröffentlicht. Eingespielt und -gesungen hat Peter das Ganze zum großen Teil selbst. Lediglich seine Frau Kirsten und der befreundete Drummer Morten Gisselbaek gingen ihm zu Hand, wenn die Nummern nach einem etwas anderen Touch verlangten.

Und was ist „Nice Tries“ nun? Eine nette, kleine Indierock-Platte, welcher man die DIY-Herangehensweise durchaus anhört. Ein wenig speziell und kauzig zudem. Mit weit gefassten Themen und Songs über alles, reichend von der perfekten Roboterfrau, über die Angst die eigene magische Kindheit gegen ein iPad eintauschen zu müssen, und, und, und… Bei dem Album geht es in erster Linie darum, ein Gleichgewicht zwischen den einfachen menschlichen Bedürfnissen und den Vorteile, welche die moderne Informationsgesellschaft, das Internet, Technologie und menschlicher Fortschritt mit sich bringen.

Musikalisch klingt das etwas eigenwillig und vor allem oldschoolig. Klare Indie-Gitarrensounds sind gar nicht so stark vertreten, wie man meinen möchte. Dafür umso mehr die nach New Wave klingenden Keyboard- und Synthesizer-Klänge, welche das Ganze meist tragen. Die unaufdringlichen Rhythmen sind recht entspannt bis zurückhaltend. Dank des Gesangs von Peter Fjordbak erinnert das Ganze manchmal etwas an Arcade Fire. Natürlich in der Light-Keller-Version zwischen introvertiertem Geschrammel und LoFi-Flair.

So richtig warm wird der Rezensent damit nicht. Denn dafür fehlen die einnehmenden Melodien. Vielleicht doch eher etwas für den nächsten Elternabend? Oder eben für ausgemachte und handgemachte Indiemucke.

 

Trackliste:
1. Self-Discovery
2. Memory
3. Speed Limits
4. Going Through the Motions
5. Simple Sailor Song
6. Paper-Maché Sword
7. Goodbye
8. First Time
9. With the Lights Out

 

 

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3.5