Editors – EBM (PIAS, 23.09.2022)

Die Editors haben wieder zugeschlagen und am letzten Freitag ihr bereits siebtes Studioalbum über die feinen Menschen von PIAS heraus gebracht.

Wie so oft stand ich auch dieses Mal wieder vor dem Problem, das ich die Briten auf der einen Seite grandios finde und Kritik sich daher eigentlich verbietet – auf der anderen Seite aber nach dem ersten Durchlauf von “EBM” erst einmal keinen direkten Zugang zu den Songs bekam. Nicht dass ich das nicht kennen würde, musste ich doch auch den vorherigen Scheiben (z.B. “Violence” oder “In Dream“) einige Extra-Runden auf dem Plattenteller gönnen, um gänzlich zufrieden zu sein.

Schon im April entstand langsam der Verdacht, dass die Herren aus Staffordshire wieder an einer neuen Scheibe arbeiten, erschien doch da die erste Single “Heart Attack“, deren stark elektronischer Sound mich doch aufschreckte – ob denn wohl die dauerhafte Ergänzung der Band durch Benjamin John Power die Editors in ganz neue Gefilde abtauchen lassen sollte?

Die zweite Nummer “Picturesque” schlägt nämlich direkt in eine ähnliche Kerbe – da meine Zeiten des elektronischen Industrial-Rocks schon lange vorbei sind, hatte ich hier schon meine Befürchtungen, die auf “EBM” aber zum Glück nur teilweise eingetreten sind.

Denn spätestens mit dem dann folgenden “Karma Climb” erreicht mich Tom Smith – der eingängige Beat und die Gesangsparts versetzen mich direkt zurück in die Zeit der früheren Veröffentlichungen… jetzt geht´s doch langsam bergauf mit uns. 😉

Auch wenn es bei “Kiss” wieder einen Schwung elektronischer wird (ich denke daran muss man sich halt gewöhnen), die Nummer überzeugt nicht nur durch ihren 80er-Beat und der damit verbundenen Radiotauglichkeit, nein auch der Gesang zeigt, dass Tom sein Können in den letzten siebzehn Jahren beinahe perfektioniert hat.

Danach bricht sphärischer tiefgründiger Gesang das anfängliche Schweigen und der hallende mehrstimmige Gesang macht “Silence” zu einem Hinhörer der besonderen Art – ich würde die Nummer nicht nur radio-, sondern sogar stadiontauglich nennen wollen.

Um mich dann aber direkt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, ballert mir danach “Strawberry Lemonade” einen Schwung Elektronik-Beats um die Ohren, mit denen ich leider auch nach mehrmaligem Hören nicht warm werde – naja, man kann ja auch nicht alles mögen!

Aber der darauf folgende “Vibe” besänftigt mich nach kürzester Zeit wieder und leitet langsam das Ende von “EBM” ein, denn nach “Educate” und “Strange Intimacy” ist dann nach ausgedehnten 50 Minuten Schluss. Nicht jedoch, ohne dass die Editors bei der letzten Nummer noch einmal alle Effekte anschmeißen, die ihnen zur Verfügung stehen – ich sag´s mal so, dass muss man schon mögen.

Alles in allem ist “EBM” wieder ein gelungenes Album, dass seinen Weg in die Gehörgänge der geneigten Hörer finden wird und sich gut in die bisherigen Veröffentlichungen einreiht – und auch die Chartplatzierungen werden erneut eine klare Sprache sprechen. Ich persönlich brauche aber (wie immer) noch ein paar mehr Durchgänge, damit mich das Album komplett in den Bann ziehen wird.

 

Titel:
1. Heart Attack
2. Picturesque
3. Karma Climb
4. Kiss
5. Silence
6. Strawberry Lemonade
7. Vibe
8. Educate
9. Strange Intimacy

 

Foto: Rahi Rezvani

Live:
09.10.22 Hamburg – Edel-Optics Arena
10.10.22 Leipzig – Haus Auensee
13.10.22 Berlin – Max-Schmeling-Halle
17.10.22 Wien (A) – Gasometer
23.10.22 München – Zenith
24.10.22 Düsseldorf – Mitsubishi Electric Halle

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4.3