DON & FRANÇOIZ – Cover Songs In Inferno (PROHIBITED RECORDS)

Die aus Frankreich stammenden Nicolas Laureau aka Don Nino und Françoiz Breut veröffentlichen mit „Cover Songs in Inferno“ ihr erstes Album als Duo. Und dieses ist ein weiteres Album das wir der Pandemie zu verdanken haben. Denn der Kontakt der beiden intensivierte sich kurz bevor die Lockdowns auch Frankreich und Belgien, wo Françoiz lebt, erreichten. Doch anstatt sich von der schweren Hürde stoppen zu lassen, entwickelten sie halt unter den gegebenen Bedingungen ein Konzept für eine Zusammenarbeit. Dass dieses letztlich in einem Album bestückt mit zehn Coversongs von bekannten und auch weniger bekannten Klassikern der Musikgeschichte werden sollte, kristallisierte sich sehr schnell heraus.

Und somit begannen sie die ausgewählten Stücke von Black Sabbath, Felt, The Cramps, Shocking Blue, Bonnie Dobson, Bonnie “Prince” Billie, Donovan, Jefferson Airplane und The Kinks auf ihren Stil zu arrangieren. Und Don begann auch damit, die von Françoiz ausgewählten Stücke in seinem Studio einzuspielen. Und nun, kaum drei Jahre später, liegt das fertige Ergebnis vor.

Um eines vorweg zu nehmen: das Album ist weder so düster noch so wild wie der Titel oder auch die Coverzeichnungen, die von Françoiz stammen, vermuten lassen könnte. Legen wir mal los:

„Planet Caravan“ (Black Sabbath) klingt überhaupt nicht nach Sabbath, aber cool. Ein elektronischer Grundsound mäandert vor sich hin, darum arbeiten sich akustische Instrumente ab und Françoizs engelsgleiche Stimme macht einen feinen modernen Art-Popsong aus dem Stück.

„My Face is on Fire“ (Felt):

Hier kenne ich das Original etwas besser und auch hier klingt das Stück schon sehr anders. Dominiert von einem wunderbaren und straigthen Gemisch aus Schlagzeug, Bass und programmierten Perkussionen kommt die schöne Melodie des Stückes vom Bass und wird von einem schön schwurbelnden Keyboard umrandet (das auch sehr fein nach den 80ern klingt). Ebenfalls ein wunderbares Art-Pop-Stück. Könnte ich wohl bei allen Songs schreiben, lasse ich jetzt mal. 😊

„Oh my son“ (Don-Nino-Stück älteren Datums):

Oh, das ist wirklich schön. Wieder eine schwurbelnde Keyboardfigur, pumpender Bass und Post-Rock-Schlagzeug. Leichter dunkler R&B-Anklang, klingt sehr modern und doch wunderbar nostalgisch. Sollte ich noch den wundervollen, geheimnisvollen Gesang erwähnen. Ja, klasse Track.

„Kizmiaz“ (The Cramps):

Dieses Stück sagt mir so nichts. Also, ich kenne natürlich die Cramps und ihren wilden Psychobilly-Sound aber der Titel sagt mir jetzt nichts. Ich denke, Lux Interiör hatte und Poison Ivy hat genügend Humor und künstlerische Fantasie, um diese Bearbeitung zu mögen. Die Perkussion ist mit sehr jazzigem Drive angelegt, der Bass pumpt vermutlich fasst im originalen Klang, darüber mäandert das Keyboard in bester Wurlitzer-Manier und Gitarren finden nur als perlendes Beiwerk statt. Doch das Ding ist ein echter Ohrwurm und hat natürlich auch ein ganz zarten Country-Anstrich.

„Daemon Lover“ (Shocking Blue):

Vermutlich kenne ich das Original, aber es will mir nicht ins Ohr kommen. Ich werde es gleich mal im WWW suchen und das prüfen. Die Version der beiden Franzosen klingt wie eine Wiedergeburt der Kastrierten Philosophen mit Unterstützung von Arcade-Fire-Musikern. Ein pulsierender, dem Reggae naher Bass, wieder diese wundervollen Keys, schönes Post-Rock-Schlagzeug, eine feine Alternative-Gitarre. By the way, mir kommt da grad auch noch Hope Sandoval als Refferenz in den Sinn. Wunderbares Stück.

„Morning Dew“ (Bonnie Dobson):

Hier wird es psychedelisch. Das deuten deutet direkt die Sitar (oder das sitarähnliche Instrument) und die wunderschöne Gitarre an. Es entwickelt sich ein wirklich zartes, doch prächtig vom wummernden Schlagzeug angetriebenes Stück Folk-Psych-Stück in bester San-Francisco-Manier.

„Southside oft he world“ (Bonnie „Prince“ Billy):

Ich muss gestehen, ich kenne wenig vom viel gelobten „Prince“. Das hier ist das vermutlich schnellste Stück des Albums und direkt ein wenig funky. Relativ einfach arrangierte Gitarren gehen zum straight pumpenden Bass ein angenehmes Tempo. Schlagzeug und Perkussion passen sich an, bleiben aber sparsam arrangiert und funky wird es durch die Bläserspuren, die vermutlich aus dem Synthie kommen.

„Season oft he witch“ (Donovan):

Auch Donovan gehört nicht zu den Künstlern, die ich wirklich kenne. Dieses Stück passt sich den anderen an, ist wieder etwas langsamer, glänzt mit psychedelischen Keyboardanklängen und einer schönen Perkussion.

„Shangri-La (The Kinks):

Ja, das kenne ich natürlich im Original. Und ähnlich den Cramps-Cover gehe ich davon aus, dass Mr. Davies diese Version auch gefallen würde. Schönes Intro mit schwurbelnder Keyboardsequenz, dann ein straighter Bass-Schlagzeug-Beat zu dem der wunderbare Gesang einsetzt. Trotz der vorhandenen Schwere groovt das Ganze wunderbar. Auch hier fühle ich mich an Hope Sandoval, Opal, Mazzy Star und ähnliche erinnert.

„White Rabbit“ (Jefferson Airplane):

Und das ist natürlich auch geläufig. Um Original bis hin zu vielen Coverversionen, wobei mir die ausufernde von In The Woods am besten gefällt. Hier wird der andere Weg gewählt, das Stück ist  gerade mal 2:48 lang, bietet aber alles, was das Original hat, gepackt in den wunderbaren Sound des Duos. Insgesamt vermutlich das dem Original am nächste Stück des Albums.

Fazit: Ein großartiges Coveralbum, was ja auch nicht jedem gelingt. Freunden der genannten Mazzy Star, Rain Parade und ähnlichen wird dieses Album ein Genuss sein.

 

  1. Planet Caravan
  2. My Face Is On Fire
  3. Oh My Son
  4. Kizmiaz
  5. Daemon Lover
  6. Morning Dew
  7. Southside Of The World
  8. Season Of The Witch
  9. Shangri-la
  10. White Rabbit

https://prohibitedrecords.bandcamp.com/album/cover-songs-in-inferno

4.7