Child – Blueside (Kozmik Artifactz, 02.12.2016)

Das Trio Child kommt aus Australien und spielt trotzdem nicht den schon fast erwarteten Riff-Rock. Nein, die Band lässt es wesentlich gemächlicher und tiefgehender angehen.

Die in ausgedehnten Jam-Sessions entstandenen Nummern (fünf Stück in rund 40 Minuten) sind eindeutig Blues-Songs. Allerdings sind Child keine handelsübliche Blues-Band. Hier vibriert und schimmert es und es fließt schwarzes Blut durch die Adern. Der Doom ist in Sachen Atmosphäre und Intensität nicht weit, wenn die Musik wie ein Lavastrom durch die Lautsprecher fließt.

Das ist ehrlich gesagt anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Denn Child haben es nicht eilig, lassen die Songs sich entwickeln. Nicht selten schlendert man zuerst recht sparsam und urwüchsig durch die ersten Minuten. Beim unbedarften Hören kann da schon Langeweile aufkommen. Doch wenn einen die Band packt, dann richtig.

Zum Beispiel mit dem mit knapp sechs Minuten schon regelrecht knackigen „Blue Side of the Collar“, das so etwas wie die Paradenummer des zweiten Child-Albums „Blueside“ ist. Der Titel der Platte passt auch recht gut. Denn sie ist genau der richtige Soundtrack zur blauen Stunde. Die Zeit bevor die Nacht anbricht und der Tag langsam zur Ruhe kommt.

Wie gesagt, das hier ist keine Liebe auf den ersten Blick, aber wenn man sich darin fallen lässt kann man es genießen, dieses traumwandlerische Zusammenspiel der Band, der ein angenehmer Fluss wichtiger ist, als knackige Songs – die nebenbei bemerkt gerne doch etwas mehr auf den Punkt kommen dürften. Den bluesigen Gesang, der manchmal etwas an Lenny Kravitz erinnert, darf man ruhig gesondert hervorheben. Denn der ist mehr als nur passend zum Gesamtsound.

child-blueside

Trackliste:
1. Nailed to the Ceiling
2. It’s cruel to be kind
3. Blue Side of the Collar
4. Dirty Woman
5. The Man

3.9