Annihilator – For The Demented (Silver Lining Music, 03.11.2017)

Vor drei Jahren verabschiedete sich nach über ein Jahrzehnt Bandzugehörigkeit (was für ein Novum bei dieser Band!) Sänger Dave Padden von Annihilator. Bandboss Jeff Waters machte aus seiner Not dann eine Tugend und stellte ich kurzerhand wieder selbst hinters Mikro. Das sorgte durchaus für etwas Frische. Das darauf veröffentlichte „Suicide Society“ gab sich überraschend melodisch und rockend. Ein schöner Farbtupfer in der Diskografie, aber eben auch nicht der Überhammer.

Jetzt geht es mit „For The Demented“ weiter. Ruppiger sollte es dieses Mal wieder werden. Mit dem Geschmack der ganz frühen Annihilator. Also sprich Demo-Phase bis Album Nr. 4, „King Of The Kill“. Und wer möchte, kann natürlich einiges darauf finden, wenn er möchte. Denn in Sachen Selbstzitate ist Jeff Waters durchaus ein Talent. „The Demon You Know“ klingt zum Beispiel schon fast frech nach „Knight Jumps Queen“.

Aber lassen wir das. Teilweise wird die Platte tatsächlich von einem frischen Lüftchen durchweht. Ob das dadurch kommt, dass Jeff Waters nach Jahren mal wieder etwas Input von außen zugelassen hat? Der derzeitige Bassist Rich Hinks unterstützte in Sachen Songwriting und Vorproduktion. Das bereits vorab veröffentlichte „Twisted Lobotomy“ lässt es als Albumstart wieder ordentlich krachen. Hämmernder Uptempo-Thrash mit leichtem Wahnsinn, aber doch irgendwie zeitgemäßer Lässigkeit. Der Song an sich ist zwar nichts Besonderes, knallt aber doch überraschend stark. „Phantom Asylum“ (mit überraschender Western-Einlage) und „Altering The Altar“ hauen in dieselbe Kerbe.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Ein reinrassiges Prügelalbum ist „For The Demented“ nicht. Die Annihilator der „King Of The Kill“-Zeit schauen auch des Öfteren vorbei. „One To Kill“ und das bereits genannte „The Demon You Know“ heißen die entsprechenden Exemplare. Eine melodische Seite gibt es ebenfalls mit dem Titeltrack und vor allem dem fast schon balladesk anmutenden „Pieces Of You“. Waters hat es also noch drauf „schöne“ Songs zu schreiben.

„For The Demented“ läuft ziemlich gut rein und weiß immer wieder ein wenig zu überraschen. Und sei es nur mit der komplett aus dem Rahmen fallenden Hardrock-Nummer „The Way“, die auch von den Foo Fighters sein könnte. Alte Probleme sind natürlich auch nicht verschwunden. Das Songwriting selbst wirkt immer wieder etwas zu simpel und die bereits angesprochenen Selbstzitate gibt es an jeder Ecke zu bestaunen. Dafür reißt die Performance ordentlich mit. So schnell lässt sich ein Jeff Waters in Sachen Gitarrenspiel eben nicht die Wurst zum Brot ziehen.

Und das macht den Unterschied zur Genre-Konkurrenz aus.

Trackliste:
1. Twisted Lobotomy
2. One To Kill
3. For The Demented
4. Pieces Of You
5. The Demon You Know
6. Phantom Asylum
7. Altering The Altar
8. The Way
9. Dark
10. Not All There

3.9