75 Dollar Bill – Power Failures (Karlsrecords, 25.08.2023)

Seit ihrem Debüt mit einer Kassettenveröffentlichung in 2013 haben 75 Dollar Bill sich mit jeder ihrer Veröffentlichungen weiter in den Status von Kritikerlieblingen der Avant-Rock-/Roots-Rock-Szene gespielt. Diesen Weg unterstützte die im Kern aus dem Duo Rick Brown und Che Chen bestehende Band mit vielen Liveauftritten, welche dann jedoch 2020 auf Grund von Corona wegbrachen.

Diese Zeit nutzten die beiden, um abgespeckte Musik zu produzieren und über Bandcamp zu veröffentlichen. Eine dieser Arbeiten war dann das direkt im Jahr 2020 veröffentlichte “Power Failures”.

Genau dieses Werk hat sich nun Karlsrecords vorgenommen, remastert und als hochwertige Pressung auf Doppel-Vinyl veröffentlicht. Und somit haben wir jetzt die Möglichkeit den sechs Stücken mit 74 Minuten Musik unter den „richtigen“ Bedingungen, nämlich Vinyl, zu lauschen.

Die Stücke des Albums sind, wie gesagt, reduzierter. So finden wir auf Seite eins zwei Stücke, die von der manischen und exotischen Perkussion vorangetrieben werden. Über diesen Klängen ertönt die spröde und reptive Gitarrenmelodie sowie mehr wie Perkussion eingesetzte Rhythmusgitarrenklänge. Aus diesen Elementen entwickelt die erste Seite einen psychedelischen Ritt mit schrägen und eingängigen Elementen.

Die Perkussion von „15(IRA)“, dem ersten Track auf Seite zwei, ist wiederum sehr exotisch arrangiert. Pochende Perkussion treibt zusammen mit einer etwas penetranten Glocke. Die schwebend-atmosphärischen Gitarren hallen weit in den Hintergrund gemischt. 11:25 Minuten voller schwebender Psychedelik, die aber auch abstrakte und harsche Töne zulässt. „15(Yasi)“ folgt dann abstrakter und härter, klanglich auch schärfer. Die Tomtoms pochen jedoch ebenso spirituell wie die aufkommenden Bläser einen Flair von feinstem Psychedelik-Folk geben. Die zum Schluss hin dazukommenden Keyboardklänge lassen das Stück dann endgültig dahin schweben.

Die dritte LP-Seite bietet dann mit „Another Jumper’s harp“ zunächst einmal einen zehn Minuten langen typischen 75-Dollar-Bill-Song. Sich wiederholende, sehr einprägsame Gitarrensounds, eine scheppernde und kreative Perkussion, viel mehr braucht diese Band nicht, um über diese lange Distanz hypnotisch zu musizieren. Das zweite Stück auf Seite drei ist dann der erste Teil des letzten Stückes, das in der digitalen Variante 30 Minuten lang war.

„∞WZN/Montreiul/Gcona/In the ….” beginnt mit Klängen, die wie ein Talking-Heads-Demo aus der Frühphase der Band klingt. Wild pochende Perkussion und darüber ein kräftiges, sich in die Gehörgänge fräsendes Riff. Dieser Sound bricht jedoch nach ca. einer Minute weg und eine orientalische Perkussion mit ebensolchen Blasinstrumenten setzt ein. Und so arbeitet sich die Band langsam durch diese exotische Klangwelt. Es werden Fieldrecordings mit eingearbeitet, die typischen rauen, aber spartanischen Gitarrenklänge werden eingesetzt und das Stück schwillt mal an und dann wieder ab. Man könnte über diese Minuten Bände schreiben, die aber nix nützen, man muss das gehört haben.

Insgesamt liefern 75 Dollar Bill nichts Neues, aber das Altbewährte mal etwas anders (weniger opulent) dargeboten, was den Rock der Band klar zum Postrock macht.

 

  1. Power Failure #2
  2. Snow Jumper’s Harp
  3. 15 (IRA)
  4. 15 (YASI)
  5. Another Jumper’s Harp
  6. ∞WZN/Montreiul/Gcona/In the ….
  7. ….Noguchi Garden in Long Island City

https://75dollarbill.bandcamp.com/
https://75dollarbill.bandcamp.com/album/power-failures
https://en.wikipedia.org/wiki/75_Dollar_Bill

4.6