Simeon Soul Charger – ein Band sagt „auf Wiedersehen“

Simeon Soul Charger ist eine US-amerikanische Band. Die Musiker kommen aus dem Raum Akron, Ohio. Doch zwischenzeitlich waren sie schon fast eine deutsche. Denn sie sind vor einigen Jahren ins tiefste Bayern umgesiedelt, um hier ihr Glück versuchen. Überredet wurden sie von ihrem Manager, der sie auf einem Konzert in New York kennen lernte und ihre Musik nicht mehr losließ. Doch die Geschichte der Band fand nun leider ein Ende. Anfang des Jahres verkündete Sänger, Gitarrist und Bandgründer Aaron Brooks, dass er sich von der Bühne zurückziehen möchte. Nur allzu bald darauf beschloss auch der Rest der Band, dass es an der Zeit ist die Gruppe aufzulösen. Doch eine letzte Tour zu dritt und ein Abschlusskonzert wolle man trotzdem zur Freude der Fans durchziehen.

Anfang November fand die viel zu kurze Geschichte der Band nach zwei EPs, einer Single und drei Alben ihr Ende. Dabei kann ich mich noch gut an mein erstes Konzert von Simeon Soul Charger erinnern. Damals stand der Auftritt einer noch unbekannten Band beim Hoffest unserer Lieblings-Rockdisco, dem Rockmusik Hamlar bei Donauwörth, an und der Inhaber erzählte etwas von einer coolen amerikanischen Psychedelic-Rockband, die kürzlich von den USA ins tiefste Bayern umgesiedelt war. Die müsse man unbedingt sehen. Das passierte dann auch. Und Simeon Soul Charger bliesen mich weg. Welch‘ aufregender Sound! Ein paar junge Herren in Schlaghosen und langen Haaren. Ein altmodisch anmutender Sound und wahnwitzige Songs, die derart euphorisch dargeboten wurden, dass man einfach mitgehen musste. Die folgenden Auftritte der Band, denen ich beiwohnen durfte, waren nicht viel weniger mitreißend und stets überraschend.

Ihr auf Datenträger gebannter Output war ebenfalls nicht zu verachten. Ihre erstem beiden, selbst veröffentlichten EPs waren nett und ein erster Vorgeschmack. Kreativer Rock mit Wurzeln in der Vergangenheit. Ein richtiger Kracher war ihr einfallsreiches, bisweilen ziemlich abenteuerliches Debütalbum „Meet Me In The Afterlife“, das erstmals beim deutschen Label Gentle Art of Music erschien. Ein wilder, psychedelischer und verdammt rockiger Trip, der einen fast in den Wahnsinn treiben konnte. Mit dem folgenden „Harmony Square“ probierte man es mit einem Konzeptalbum. Der Fokus lag hier mehr auf den Melodien und dem Gesang. Etwas anstrengend vielleicht, aber zweifellos spannend. Nach der thematisch anschließenden Single „Cain / Able“ folgte das letzte Album der Band: „A Trick of Light“. Jenes fasst noch einmal alle Einflüsse der Band zusammen und brachte das Wesen von Simeon Soul Charger auf den Punkt. Ein klassisches Rockalbum mit einem tollen Fluss und Klassikerpotenzial.

Wir nutzten die letzte Gelegenheit und befragten Gitarrist Rick Phillips nach dem Abschlusskonzert in Landshut (siehe Livebericht) zum Thema Simeon Soul Charger.

 

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Rick, was hast Du gefühlt, als der letzte Akkord in der Alten Kaserne verklungen war? Zufriedenheit, Melancholie, Erleichterung oder die Erinnerung an diesen Trip, den Du die letzten Jahre genießen konntest?

All diese Emotionen – absolut! Ich war sehr erleichtert, dass das Konzert so gut gelaufen ist, und dass wir schließlich zu einem Ende gekommen sind. Wir haben mit diese Abschiedstour Anfang des Jahres gestartet und zu unseren Fans mit jeder Show auf Wiedersehen gesagt. Es war echt heavy und schwierig das zu tun. Wissend, dass das Ende kommt… in ein paar Monaten.

 

Woher kanntet ihr eure musikalischen Gäste – Musiker der lokalen Szene, langjährige Freunde? Es war sicher ein großer Akt das alles zu organisieren. Konntet ihr eigentlich auch mal gemeinsam proben?

Die ganzen Gäste sind Freunde von uns, die wir auf dem Abenteuer namens Simeon Soul Charger getroffen haben (genaue Angaben, s. Livebericht – Anm.d.Red.). Wir wollten, dass all unsere Freunde da sind und bei unserem letzten Auftritt die Bühne zusammen mit uns teilen. Wir wollten die Atmosphäre eine Party-/Jam-Session schaffen, um uns anzutreiben. Ich denke das hat recht gut funktioniert. Eigentlich war es ziemlich einfach das zu organisieren. Fast jeder hat gleich zugestimmt, ein Teil der Show zu sein. Es war nur zeitaufwendig per E-Mail und Telefon die Songs und die Proben der Gäste untereinander zu koordinieren. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben die Songs danach ausgewählt, wie gut sie unserer Meinung nach am besten zur Person und zum eigenen Stil passen. Jeder Gast hatte mindestens eine private Probe mit uns als Band und wir hatten eine große gemeinsame Probenparty als eine Art Generalprobe eine Woche vor dem Konzert. Das war ziemlich cool, da alle Gäste ihren Song vor einem kleinen Publikum „performen“ konnten.

 

Was waren Deine persönlichen High- und Lowlights auf der Reise mit Simeon Soul Charger?

Die ganze Erfahrung mit dem Umzug nach Deutschland und durch ganz Europa zu touren war eine unglaubliche Erfahrung. Es hat unser Leben auf verschiedene Art und Weise verändert. Klar, es gab viele Höhen und Tiefen für die Band. Aber im Ganzen war es das wert.

 

Es war sicher keine einfache Entscheidung Eure musikalische Beziehung zu beenden, nachdem Aaron nicht mehr auftreten wollte. Habt ihr immer noch Kontakt zu ihm und respektiert ihr seine Entscheidung?

Ja, wir haben immer noch Kontakt zu Aaron und wir wünschen ihm nur das Beste. Wir drei hatten einfach das Gefühl weiter spielen zu müssen, nachdem Aaron die Band verließ. Wir wollten unsere Fans nicht enttäuschen und sofort die Dinge hinschmeißen. Also beschlossen wir auf dieser Art weiter zu machen, um zu sehen, wo es uns hintreibt.

 

 

Ihr habt auch als Trio noch genauso inspirierend und wie eine echte Einheit geklungen. Es wäre toll gewesen, wenn ihr einfach mit Joe als Drummer weiter gemacht hätte. Stand es nicht zur Debatte einfach nur den Namen zu ändern und so neu durchzustarten?

Ja, es war auf jeden Fall eine Option es weiter als Trio durchzuziehen. Wir alle mochten das sehr und wir liebten es gemeinsam zu spielen. Wir haben das immer genossen. Wir haben sogar darüber nachgedacht den Namen Simeon Soul Charger zu behalten, wenn wir als Trio weitermachen. Aber Joe hat sich entschieden zurück nach Ohio zu ziehen, um bei seiner Familie zu sein und um andere ehrgeizige Lebensziele zu verfolgen. Es ist schwer dagegen zu argumentieren. Kurz darauf habe ich mich ebenfalls dafür entschieden für das nächste Kapitel meines Lebens zurück nach Ohio zu gehen.

 

Ich kann auch nicht glauben, dass ihr das Musikmachen an den Nagel hängt. Im Juli haben Spider und Du mit eurer Band Monkey Day Parade zum Beispiel erst ein neues Album rausgebracht. Arbeitet ihr nebenher noch an anderer Musik?

Wir werden definitiv nicht aufhören Musik zu machen. Es ist nur die Zeit gekommen weiter zu gehen und unsere eigenen Sachen zu machen. Spider und ich hatten nebenher immer Monkey Day Parade. Spider ist ein unglaublicher Songwriter und wir haben Spaß die Sachen zu spielen, wenn wir können. Unser Schlagzeuger Scott Aspinall aus den USA wird für eine zweiwöchige Tour hierher zu uns stoßen. Wir haben außerdem jede Menge Ideen, die bei Simeon Soul Charger übrig geblieben sind. Und auch jede Menge neue Ideen. Ich bin sicher, diese Ideen werden aus uns rauskommen und neue Projekte inspirieren. Ich wollte zum Beispiel schon immer ein Soloalbum machen. Ich denke, jetzt ist die richtige Zeit dafür dies zu tun!

 

Du lebst jetzt gemeinsam mit Deinen Bandfreunden schon einige Jahre hier in Bayern. Fühlst Du Dich auch hier irgendwie zu Hause?

Ohio wird immer unsere Heimat sein. Aber Bayern ist irgendwie zu einer Art zweiten Heimat geworden. Wir haben hier so viele tolle Freundschaften geschlossen. Es wird wirklich schwer sein, hier weg zu gehen. Aber: es wird toll sein auf Besuch zurück zu kommen, um ein paar Konzerte zu spielen.

 

Rick, nun sind wir leider auch schon am Ende unseres kurzen Gesprächs angekommen. Es gäbe sicher noch einiges zu bereden. Aber fürs Erste soll es das mal gewesen sein. Vielleicht möchtest Du Dich noch persönlich von unseren Lesern verabschieden.

Ich kann nur sagen, dass es ein großes Abenteuer für uns alle von Simeon Soul Charger war. Ohne unsere großartigen Freunde und der wunderbaren und loyalen Fanbase wäre alles nicht möglich gewesen. Wir danken euch allen von Herzen! Wir werden die SSC-Facebook-Seite weiterhin offen halten, um über unsere zukünftigen Projekte und Touren zu informieren. Wir haben auch vor ein paar Konzerte aus unserem Archiv zu veröffentlichen. Wir werden uns irgendwo entlang des Weges wiedersehen!