Wreck-Defy – The World Enslaved (Doc Gator Records, 17.12.2021)

Gerade ist ein Jahr vergangen und schon wieder steht der kanadische Gitarrist Matt Hanchuck mit einem neuen Album seines Projekts Wreck-Defy auf der Matte. Hier wird also nicht lange gefackelt. Weder was das Veröffentlichungstempo, noch was die Musik anbelangt.

Nach wie vor gibt es hier Auf-die-Fresse-Thrash ohne große Mätzchen auf die Mütze. Im Gegensatz zum Vorgänger „Powers That Be“ hat sich neben der Besetzung wenig (eigentlich gars nichts) verändert. Testament-Basser Greg Christian blieb erhalten. Dafür rührt jetzt Dave O’Neal ordentlich an den Kesseln und am Mikro steht Greg Wagner. Seinem Vorgänger Aaron Randall steht er in Sachen Bissigkeit kaum nach, klingt vielleicht etwas variabler. So muss man seine Ohren gar nicht erst wirklich neu justieren und kann sich direkt ins Geschehen stürzen.

Wer bisher schon auf Wreck-Defy konnte, braucht nicht lange zu zögern und gleich in den Laden des Vertrauens rennen. Ihr werdet nicht enttäuscht werden. Nach wie vor schwingt man ordentlich die Keule. Nach einem Film-Sample fällt man mit dem Opener „Bring It All Down“ gleich mit der Tür ins Haus: zackiger Boller-Sound, giftiger Ton und Heaviness im Bulldozer-Format – das ist Wreck-Defy. Was erwartet man auch anderes, wenn man sich lyrisch mit Themen wie Wut, Frustration, soziale Ungerechtigkeit und Krieg auseinander setzt. Den kleinen Revoluzzer findet man dort in fast jeder Songzeile.

Stilistisch platziert man sich damit durchaus in der Mitte zwischen Testament und Annihilator. Zwischen all den deftigen Momenten finden auch mal melodische Anklänge und Anflüge von Lässigkeit statt. Mit „I’d Share Your Grave“ hat man sogar so etwas wie ein Art emotionale Thrash-Ballade mit an Bord. Hat was. Trotzdem steht der Band das packende Geklöppel wie „Obey“ oder „Crushing The Coward“ besser.

Dass Wreck-Defy das Baby eines Gitarristen ist, merkt man sehr deutlich. Denn die Songs geben sich trotz des geradlinigen, bis weilen auch etwas einfältigen Songwritings („Death By War“) recht verspielt und sind überraschend lang. Unter fünfeinhalb Minuten geht fast keine Nummer über die Ziellinie. Manchmal wünscht man sich aber, Matt Hanchuck hätte zusammen mit seinem neuen Sänger etwas mehr Energie in packende Melodien und Refrains gesteckt. Da überzeugte der Vorgänger durchaus etwas mehr.

Am Ende ist „The World Enslaved“ aber trotzdem alles andere als ein schlechtes Album und Wreck-Defy nach wie vor ein Geheimtipp in Sachen Prügel-Metal jenseits des „Thrash-Mainstreams“.

 

Trackliste:
1. Bring It All Down
2. Fashionably Offended
3. Obey
4. Crushing the Coward
5. Tow the Line
6. I’d Share Your Grave
7. Death by War
8. Moment of Clarity
9. Form of Release
10. Kill the Pain

 

3.8