Sylvan – One To Zero (Gentle Art of Music, 28.05.2021)

Das zehnte Album der norddeutschen Artrocker Sylvan ist (mal wieder) ein Konzeptalbum geworden. Und ein interessantes noch dazu. Denn „One To Zero“ ist quasi die vertonte Biografie einer künstlichen Intelligenz aus ihrer eigenen Sicht. Ein ungewöhnliches Thema, aber eines welches perfekt in unser Zeitalter der Digitalisierung passt. Die Geschichte präsentiert sich äußerst nachdenklich und emotional und wirft die eine oder andere Frage auf.

Musikalisch umgesetzt wird das im typischen New-Art-/Progressive-Rock-Sound der Band, der nicht selten an eine Mischung aus Eloy, Porcupine Tree oder Marillion der Hogarth-Ära erinnert. Über die rund zwei Jahrzehnte ihres Bestehens hat die Band natürlich auch ihren eigenen Ton gefunden. Am offensichtlichsten festzumachen am einnehmenden Gesang von Marco Glühmann, der dem Hörer die Texte stets passend zur Musik und dem Inhalt nahebringt.

Verpackt werden diese in meist eher getragene, weitläufige Songs, bei denen die Band überwiegend nur in den Solopassagen aus sich herausgeht und die Geschichte etwas aufwühlender vorantreibt. Es dauert auch etwas bis das Ganze ins Rollen kommt. „One To Zero“ nimmt mit den ersten Minuten von „Bit By Bit“ noch etwas zaghaft Fahrt auf. Aber das folgende „Encoded At Heart“ fängt einen mit fein ausgelegten Melodieteppichen ein. Wie eine warme Decke wird der Hörer hier eingehüllt und in die Welt der namenlosen A.I. gezogen. Ein Kunststück das das Band noch öfter im Laufe der rund 66 Minuten gelingt.

Dabei sind es eher die kleineren Details, welche letztendlich den Ausschlag geben. Eine weich perlende Grundmelodie hier, ein warmes Geigensolo dort, eine wütende Gitarrenwende da, die die Grundmelancholie der Songs durchbrechen. Hier sind zweifelsohne Könner mit einem guten Händchen für Arrangements am Werk. Trotzdem hätte man sich immer wieder etwas mehr Dynamik im etwas gleichförmig wirkenden Kompositionszyklus gewünscht. Denn das hätte aus einem ziemlich guten wohl sogar ein hervorragendes Album gemacht.

Dafür bekommt man am Ende ein vermeintlich leichtgängig gleitendes, aber ziemlich komplexes Album nach Hause geliefert, das einen noch eine Zeitlang beschäftigen dürfte. Ein harmonisches Gesamtwerk, um sich darin fallen zu lassen.

 

Trackliste:
1. Bit By Bit
2. Encoded At Heart
3. Start Of Your Life
4. Unleashed Power
5. Trust In Yourself
6. On My Odyssey
7. Part Of Me
8. Worlds Apart
9. Go Viral
10. Not A Goodbye

 

 

Photo-Credit: Franz Schepers
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