Matt Elliot – The End of days (Ici d’ailleurs, 31.03.2023)

„The End of Days“ ist das neunte Album unter eigenen Namen des ansonsten als Mastermind hinter dem elektronischen Projekt Third Eye Foundation bekannten Matt Elliot.

Das Album ist, wie so viele zuletzt erschienene, unter anderem eine Reflektion des Künstlers auf Corona und die damit verbundenen persönlichen Erfahrungen. Und es ist völlig anders als seine elektronischen Veröffentlichungen, schon alleine deshalb, weil es rein akustisch eingespielt wurde.

Gleich das knapp zehn Minuten lange Titelstück, welches das Album eröffnet, ist ein akustischer Knaller. Eine langsame, wundervoll traurige akustische Gitarre trägt über Minuten den getragenen Gesang Elliots. Später mischt sich dann ein Kontrabass ein, der die traurige Melodie unterstützt und nach und nach tauchen Blasinstrumente auf, bis sich das Stück in einen kleinen Sturm aus allen Instrumenten entwickelt und zu einem der schönsten aber auch traurigsten Jazz-Pop-Stücken macht, die ich so kenne.

„January’s Song“ steigert die bereits nach dem Opener aufgebaute melancholische Atmosphäre dann gleich noch einmal. Die akustischen Gitarren spielen wunderbar getragene Melodien, die Töne perlen nur so durch die Gehörgänge. Diese werden mit Chorgesang noch mal intensiviert und das Bläserensemble setzt dann in wunderbarer Brassmanier das I-Tüpfelchen oben drauf. Dazu kann man nur wunderschön sagen. Nichts ist so wunderschön süß wie in Ton gegossene Melancholie.

Diesen Faden verfolgt das ganze Album. Alle sechs Stücke sind wunderbar instrumentiert und preisen diese wundervolle Melancholie. Es werden tatsächlich auch noch ein paar wenige unterstützende elektronische Sounds mit eingewoben, welche die Atmosphäre passend unterstützen, denn sie klingt wie Dauerregen, der an die Fenster rauscht.

Aufhellende Momente gibt es nur wenige, richtig sanft und licht kommt das vierte Stück „Healing A Wound Will Often Begin With a Bruise“ daher. Die Gitarre klingt hell, die Melodie ist freundlich, das Klavier scheint die Sonne an das Firmament zu zaubern. Trotzdem sind dunkle Untertöne durch den Bass spürbar, es fühlt sich ein wenig an, als wenn man nach Tagen des Dauerregens (oder der Charantäne) die Wohnung fröhlich verlässt, um die Sonne zu genießen, aber stets diese Ahnung im Bauch hat, dass es nur eine kurze Freude sein wird. Und so ist es dann auch, das folgende Stück nimmt die Melancholie wieder auf, dunkel knurrt das Cello und die Gitarre geht eher wieder Richtung Moll. Das zwölfminütige „Flowers for Bea“ baut sich so langsam als dunkles Folkstück auf.

Der erste Höhepunkt besteht hier aus tiefen Streichern, ebenso tiefen Keyboard oder Orgelspuren, die ein dunkles Szenario heraufbeschwören, bevor diese wunderschöne Gitarre wieder einsetzt, begleitet von einer Klarinette. Danach bricht der zweite Höhepunkt los, und dieser besteht dann aus einer elektrischen Gitarre, die die Grundmelodie in Form eines wundervollen Solos wiedergibt.

Der Abschluss gehört dann aber wieder den Bläsern, die herzzereißend das Stück zum Höhepunkt und Abschluss bringen.

„The End of Days“ ist eigentlich ein Herbst-/Winter-Album. Mit seiner Melancholie, seiner großartigen Instrumentierung und wunderbaren Stimmung bestens für einen muckeligen Abend am Kamin geeignet. Aber auch im Sommer abends am Lagerfeuer sorgt diese wunderbare und ergreifende Musik garantiert für Gänsehaut und musikalischem Hochgenuss.

 

  1. The End of Days
  2. January’s Song
  3. Song of Consolation
  4. Healing A Wound Will Often Begin With a Bruise
  5. Flowers for Bea
  6. Unresolved

https://mattelliott.bandcamp.com/album/the-end-of-days

4.9