Kraftklub
Kraftklub - Foto: DB

Kraftklub – Keine Nacht für Niemand (Vertigo/Universal, 02.06.2017)

Warte mal, „Keine Macht für Niemand“… ja genau, das war doch damals dieser Ton Steine Scherben Klassiker.

Aber nee, das hier ist doch das neue Kraftklub Album… und… ahh, jetzt habe ich`s, „Keine Nacht für Niemand“ heißt das gute Stück – na dann mal schnell rein in den Player, schließlich kommt das Album ja schon morgen raus.

Während die erstem Töne des Openers aus meinen Kopfhörern erschallen schaue ich entspannt auf das Cover und sehe optische Parallelen zu meinem aktuellen körperlichen Zustand, die Müdigkeit lässt mich direkt auf Streichhölzer hoffen… ach Quatsch, so wie ich die Jungs von Kraftklub kenne werden sie mich schon ordentlich in Wallungen bringen.

Band mit K“ kommt dann aber direkt entspannter rüber, als man es noch von den meisten Nummern der letzten Scheibe „In Schwarz“ und von den neuen Single-Auskopplungen „Dein Lied“ oder „Fenster“ gewohnt war… inhaltlich huldigt man erneut den Fans und letztendlich auch sich selbst – aber immer noch so herrlich selbstironisch und mit dem einen oder anderen Augenzwinkern. Jungs, kurze Frage… habt ihr in letzter Zeit häufiger mal Deichkind gehört? Nur mal eben so nebenbei 😉

Funkig rockig geht’s dann weiter, wenn Felix, Karl, Till, Steffen und Max fragen, ob man sich denn wirklich das „Leben ruinieren“ möchte – tja, die Liebe hat schon so einige eigenartige Konstellationen hervorgebracht… aber da bleibt mir doch mal wieder nur folgendes zu sagen: „Lieb doch einfach wen du willst!“

Und am besten lasst ihr einfach mal den ganzen „Chemie Chemie Ya“ Kack aus eurem Körper, denn das ist eindeutig schlecht für euer Ego – geile Nummer mit Tiefgang, einerseits mit durchaus erhobenem Zeigefinger, der aber den Moral-Apostel dann doch nicht zu sehr raushängen lässt!

Erneut fällt auf, dass sich viele Aussagen und kritische Standpunkte hinter den Texten verstecken, es den Jungs von Kraftklub aber wieder einmal hervorragend gelingt, gänzlich auf stumpfe Parolen oder platte Anklagen zu verzichten.

„Am Ende“ wirft einen die Liebe dann wieder einmal von den Beinen, aber vielleicht heilt die Zeit ja wirklich irgendwann mal alle Wunden. Spätestens wenn man aus dem „Fenster“ schaut wird einem klar, dass man nur etwas bewegen kann, wenn man fest an sich selbst glaubt… die Nummer tritt allen in den Allerwertesten, die in ihrer schicken gemütlichen Social-Media Komfortzone unterwegs sind und die Welt nur durch ihre blumige Sonnenbrille sehen – raus aus dem Fenster und los jetzt, ihr könnt doch wohl mal eben zwischendurch die Welt retten, oder etwa nicht?!

Jetzt mal ehrlich, wer wäre nicht auch gerne Gewinner… also immer nur verlieren ist ja echt suboptimal, oder?! Denn „Fan von Dir“ beschäftigt sich auf entspannte und poppige Art und Weise mit dieser Problematik, bevor man sich dann auf recht rockige Art und Weise ein „Hausverbot“ einhandelt – verrückte Welt sage ich da nur. Aber bevor man die Karl-Marx-Städter noch für die deutsche Kopie der Hives hält, beginnen sie „Dein Lied“…

… die Nummer, für welche sie im Vorfeld schon gefeiert, aber auch durchaus kritisiert worden sind. Der traurige Liebes-Song rechnet schonungslos mit der Verflossenen ab – hier kann man fast schon davon ausgehen, dass einer der Jungs in letzter Zeit auf dieser Ebenen vielleicht nicht besonders gut behandelt wurde, oder?… und hört man sich den Text an, dann möchte ich mich auch nicht unbedingt mit den Herren anlegen!

Schnell weiter im Text, denn manchmal fühlt sich jeder doch als „Sklave“ der Arbeit, oder? Ich persönlich erkenne mich in der einen oder anderen Zeile durchaus wieder und erinnere mich noch gut an die Zeiten, als mein Meister mich während der Ausbildung kontinuierlich wegen jedem Dreck lang gemacht hat… wie gerne hätte ich ihm damals dieses schicke „lass mich dein Sklave sein“ um die Ohren gehauen!

Schmeiß die Möbel aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Dancen!“, denn „Venus“, die Göttin der Liebe und der Schönheit ist unterwegs und da lässt es sich auch sogar mal zwischendurch rappen… halt in der altbekannten Kraftklub Art, was denkt ihr denn?! – mal so am Rande, könnt ihr euch Felix als Mutter von Jesus Christus vorstellen?… denkt einfach mal drüber nach!

Lauscht man den einzelnen Textzeilen des Albums, so erkennt man erstens ganz viel Liebe zum Detail, aber auch mindestens ebenso viel Liebe zu ihren heimlichen Vorbildern, wie zum Beispiel den bereits genannten Ton Steine Scherben, Deichkind, aber auch den Ärzten oder den guten alten Beatles…!

Bevor ich zu sehr abdrifte, schnell weiter!

Nachdem man mit „Hallo Nacht“ noch selbiger huldigt, nimmt das Album nach zwölf Songs mit der groovigen Disco-Nummer „Liebe zu Dritt“ sein Ende und entlässt einen mit einem guten Gefühl und dem Wissen, dass man sich mal wieder voll und ganz auf die Jungs von Kraftklub verlassen kann.

Erst fünf Jahre gemeinsam unterwegs haben die Jungs ja bereits alles abgeräumt, was man an Preisen nur ergattern kann und ich denke mit „Keine Nacht für Niemand“ ist den Chemnitzern auch wieder ein gutes Album gelungen. Gleichzeitig könnte es das Album aber doch schwer haben, die Erfolge der Vorgänger zu wiederholen… die angepriesene und schlussendlich auch vorhandene musikalische Vielseitigkeit ist einerseits Segen, kann aber im schlechtesten Falle auch zum Fluch werden – nicht alle kommen immer mit so vielen verschiedenen Stilen klar und Veränderungen sind ja bekanntermaßen nicht jedermanns Sache!

Fazit: Auf keinen Fall sollten hier nur die eingefleischten Fans zugreifen, denn das Album so links liegen zu lassen wäre fahrlässig und spätestens bei den anstehenden Live-Gigs werden alle wieder kollektiv mitsingen und die Jungs auf Händen tragen!

 

Titel:
1. Band mit dem K
2. Leben ruinieren
3. Chemie Chemie Ya
4. Am Ende
5. Fenster
6. Fan von Dir
7. Hausverbot (Chrom & Schwarz)
8. Dein Lied
9. Sklave
10. Venus
11. Hallo Nacht
12. Liebe zu Dritt

 

Keine Nacht für Niemand Tour 2017
17.10.2017 Salzburg (AT) Rockhouse (Ausverkauft)
18.10.2017 Dornbirn (AT) Conrad Sohm
20.10.2017 Kempten (DE) Big Box
21.10.2017 Stuttgart (DE) Hanns-Martin-Schleyer-Halle
22.10.2017 Pratteln (CH) Z7
24.10.2017 Münster (DE) Halle Münsterland
26.10.2017 Hannover (DE) Swiss Life Hall
27.10.2017 Bremen (DE) ÖVB Arena
28.10.2017 Dortmund (DE) Westfalenhalle
30.10.2017 Hamburg (DE) Uebel & Gefährlich (Ausverkauft)
31.10.2017 Hamburg (DE) Sporthalle
02.11.2017 Berlin (DE) Max-Schmeling-Halle
03.11.2017 Leipzig (DE) Arena
04.11.2017 Frankfurt Am Main (DE) Festhalle

Festivals 2017
02 – 04.06.2017 Mending (DE)  – Rock am Ring
02 – 04.06.2017 Nürnberg (DE) – Rock im Park
04.06.2017 Halbinsel Pouch (DE) – Sputnik Springbreak 2017
08 – 10.06.2017 Interlaken (CH) – Greenfield Festival
04 – 06.07.2017 Hradec Králové (CZ) – Rock for People
08.07.2017 Straubenhardt (DE) – Happiness Festival
20 – 23.07.2017 Seeflughafen Cuxhaven Nordholz (DE) – Deichbrand Festival
17.08.2017 St. Pölten (AT) – FM4 Frequency Festival
18.08.2017 Steinberggasse (CH) – Winterthurer Musikfestwochen
18 – 20.08.2017 Störmthal (DE) – Highfield Festival
26.08.2017 Gelsenkirchen (DE) – Rock im Pott

BANDPAGE – Kraftklub

Foto: Philipp Gladsome

4.5