Ghédalia Tazartès – Gospel Et Le Râteau (Bisou, 04.01.2022)

“Gospel Et Le Râteau” ist das letzte Studioalbum von Ghédalia Tazartès, denn der 1947 geborene französische Experimentalmusiker verstarb am 09.02.2021 noch vor Fertigstellung des 17 Titel starken Albums. Es wurde anhand seines Archivs im letzten Jahr vollendet und nun veröffentlicht.

Ghédalia Tazartès war seit den 70er Jahren aktiv und veröffentlichte eine Vielzahl an Alben, die er zumeist komplett allein einspielte. Hierfür verwendete er zumeist Gitarre, Perkussionen, Samples und vor allem seine sehr experimentell eingesetzte Stimme. Die meisten Jahre seiner Karriere war er ein reiner Studiomusiker, der sich das Geld für seine experimentellen Werke (und seinen Lebensunterhalt) mit Film- und Theatermusik. Erst ab 2004 begann er, zumeist in einer Triobesetzung, damit Livekonzerte zu geben.

“Gospel Et Le Râteau” ist auch mein erster Kontakt mit seiner Musik und so kann ich nur für dieses Werk sprechen: es ist ein für ein Experimentalalbum ein sehr eingängiges Werk geworden. Die Musik setzt sich aus mitunter sehr modern klingenden elektronischen Klängen, eher einfach gehaltenen Klängen aus Gitarre und Perkussion zusammen. Es wird viel mit Hall und Wiederholung gearbeitet, viele der Instrumente sind zu diesem Zweck gesamplet und bilden so einen spannenden Industrial-Sound.

Die Gitarren und Perkussionen brechen auch mal gerne aus und klingen punkig und dreckig. Oder aber es folgt wieder ein elektronischer Beat, mit psychedelischen und tribialen Klang und betörenden Stimmen. An wiederum anderer Stelle werden gesamplete folkloristische Streicher zum betörenden Ritualklang. Es ist also an sich durchweg experimentell was hier geboten wird, aber alles wird immer wieder durch Sound eingefangen und hörbar gemacht, die Grenze zum Lärm wird eigentlich nie überschritten.

Außer wenn man Probleme mit intensivem, kratzigem und auch mal bösartigem Gesang, oder besser Vokaldarbietungen, hat. Denn das ist das wirklich Experimentelle. Was der Mann mit seinen Stimmbändern macht, klingt manchmal schmerzhaft – aber nicht (nur) für die eigenen Ohren, sondern für seine Stimmbänder.

Wer also mal Lust auf ein experimentelles Album zwischen Folk, Rock, Punk und Elektronik hat, dass es irgendwie auch noch hinbekommt, wie eins zu klingen, der sollte hier mal reinhorchen.

 

Suite 1:

Souffle
Le Crapaud
Andante
Le Crapeau, Dansé
Prédiction
Le Sauveur
Le Râteau
Gospel
Histoire D’Amour

Suite 2:

Enfance
Il Cazzo Di Leone
Pas A Pas
Gospel Et Le Râteau
Trop Tard
Moi-Même
Patience
Supplément Aux Lettres De Rodez

 

Bilder (c) Bissou

 

https://www.discogs.com/de/artist/201590-Gh%C3%A9dalia-Tazart%C3%A8s
https://de.wikipedia.org/wiki/Gh%C3%A9dalia_Tazart%C3%A8s
https://ghedalia-tazartes.bandcamp.com/

4.5