Foto: The Tips

THE TiPS – !EAT PLASTIC (Long Beach Records Europe, 17.04.2024)

In guter alter Tradition haben wir uns nach “Twists`n`Turns” aus 2016 und “Come Closer” aus 2018 wieder einmal intensiver mit den Düsseldorfer Reggae-Boys von The Tips beschäftigt und ihr neues Album “!EAT PLASTIC” über den Plattenspieler gejagt.

Was uns erwartet? Na eine ganze große Menge geiler Offbeat-Nummern, die passend zur gerade vollzogenen Cannabis-Teillegalisierung genau zur rechten Zeit kommen – um hier Mal das Klischee von stets bedröhnten Reggae-Anhänger:innen zu erfüllen. Nein nein, die Songs lassen sich natürlich nicht nur mit bewusstseinsvernebelnden Stoffen genießen – dafür sind sie viel zu komplex und ausgeklügelt, als dass man sie einfach nur so über sich hinwabern lassen sollte!

Geht es beim Opener “One” direkt krachig los und erinnert die mich irgendwie an die guten alten Muse (nur irgendwie als smoothe Reggae-Variante), so rückt bei “History won’t change” die Offbeat-Fraktion dezent von hinten in den Vordergrund – bis die Verzerrer der Rockgitarren angeschmissen werden und der Nummer einen hübschen Alternative-Anstrich verpassen.

Ach so, mal eben so zwischendurch: Eigentlich ist es ja sogar ein Wunder, dass “!EAT PLASTIC” überhaupt vor uns liegt – hatten sich The Tips doch 2019 aufgelöst und zwei Jahre später mit dem neuen/alten Sänger Aljoscha wieder auf den Bühnen zurück gemeldet. So übrigens auch beim Olgas-Rock 2022, wo sie mich damals schon sehr begeistert hatten! Apropos Bühnen, die Jungs haben in der Vergangenheit schon Bands wie Jaya The Cat, die Mad Caddies, Social Distortion oder auch The Toasters supporten dürfen.

Aber nun weiter im Text…

… denn “See You” und “Smooth” machen richtig Bock!

Erstere Nummer erinnert mich an die phantastischen Kalifornier von Sublime, deren Frontmann Bradley leider viel zu früh seiner Sucht zum Opfer gefallen ist. Apropos süchtig, “Smooth” holen mich da ab, wo ich meine letzte Wasserpfeife vor gut zwanzig Jahren stehen lassen habe – entspannt auf dem Sofa sitzend und noch entspannter in den geistigen Sphären schwebend, die damals wahrscheinlich viel zu oft zu Realitätsverlusten meinerseits geführt haben. Aber die Nummer ist trotzdem geil! 😉

Aber auch textlich ist hier einiges zu holen, beschäftigs sich Aljoscha doch intensiv mit der aktuellen weltpolitischen Lage, die alles andere als rosig ist…

Und wie geil ist bitte der Anfang von “Imagining Ghost“?

Der Song geht übrigens genauso geil weiter – hier finde ich die gekonnte Kombination aus Reggae, Rock und Punk absolut gelungen, was die Nummer zu einem meiner Lieblingssongs auf dem Album macht. Wobei ich die Qualität der anderen Songs damit in keiner Weise schmälern möchte… hier sitzt alles am richtigen Fleck. Alles andere als langweilig geht es mit “Are you alright” weiter, bevor “Stand still and wait” den rockige, oder besser punkigen Abschluss eines abwechslungsreichen, aber leider viel zu kurzen, Albums bringt.

Ich will es Mal so sagen: Zum Glück haben The Tips es noch einmal gewagt und sich erneut ins Studio begeben – ich könnte mir sogar vorstellen, dass sie ihre Fanbase mit “!EAT PLASTIC” noch einmal ein ganzes Stück erhöhen wird.

 

Titel:
1. ONE
2. History won’t change
3. See you
4. Smooth
5. Imagining Ghost
6. Are you alright
7. Stand still and wait

Foto: The Tips

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4.6