Daniel Krause – Freiheit unterm Ladentisch [Buchrezension] (Riva Verlag, 09.09.2019)

Unter etwas anderen Voraussetzungen hätte auch ich vielleicht über “Mein Leben als Punk in der DDR” berichten können – hat doch meine Mutter bis kurz vor dem Mauerbau jenseits des “Eisernen Vorhangs” im Osten der Republik in der Nähe von Magdeburg gelebt.

Da ich bis zur Wende bereits 17 Jahre alt war, hätte mich die Liebe zum Punk dort ja möglicherweise (genauso wie im imperialistischen Westen) auch erwischt, wer weiß es schon so genau?!

Jedem “hätte, wenn und aber” zum Trotz habe ich aber jetzt das im Riva Verlag erschienene “Freiheit unterm Ladentisch” von Daniel Krause vor mir liegen.

Auf beinahe 200 Seiten berichtet er über seine Jugend als Punk in der DDR – von den stümperhaften Anfängen, welche von der Außenwelt eher belächelt bzw. nicht wirklich ernst genommen wurde, bis zu dem Zeitpunkt, wo sich seine Vorliebe und sein Verhalten sogar kurz vor dem Niedergang der Ostrepublik hinter die sogenannten “Schwedischen Gardinen” gebracht hatte. Selbige waren nur unweit dem Ort, wo er Jahre zuvor mit seinen Freunden regelmäßig überschwängliche Pogo-Partys unter dem wachsamen Auge der Stasi gefeiert hatte.

Unter dem Motto “No Risk, No Fun” hat Daniel schon von frühen Kindesbeinen an Vollgas gegeben und sich immer mehr als weniger gegen das Regime aufgelehnt, bzw. einen Scheiß darum gegeben, was unter dem Strich für Konsequenzen dabei herauskommen könnten.

Vielleicht führte das auch dazu, dass der Haudegen heutzutage mit einem mehr als gesundem Selbstbewusstsein unterwegs ist – neben seiner Tätigkeit als Tätowierer ist das Ostberliner Urgestein Daniel nämlich seit einigen Jahren auch bei einigen Formaten oder Sendungen im Fernsehen zu finden.

Dieses humorvolle Stück DDR-Geschichte ist etwas für all die Leute, die (wie ich) damals regelmäßig die Verwandtschaft im Osten besuchte und denen das Flair der guten alten Kohleöfen, die Chromalux-Fernseher und die arrogant über die Kopfsteinpflaster jagenden VoPos auf ihren Schwalben noch in Erinnerung ist.

Ich persönlich habe damals zwar nicht bewusst mitbekommen, dass es Punks in der DDR gab, aber ich denke die Magdeburger Provinz war erstens nicht mit Ostberlin vergleichbar – und zweitens habt ihr ja hier nun den Beweis in den Händen, dass der Punk die Welt auch jenseits des “Antiimperialistischen Schutzwalls” regiert hat.

 

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