J Mahon & Speedy Ortiz – Bumann & Sohn, Köln (04.03.2024)

Aktuell besitze ich den dekadenten Luxus zweier musikalischer Wohnzimmer in Köln: das Gebäude 9 und das Bumann & Sohn.
Nachdem ich den Monatswechsel Februar auf März mich ins Gebäude 9 einquartierte, startete meine Woche darauf als Stammgast im Bumann & Sohn.

Den heutigen Konzertabend verdankte ich – wunderbar antiquiert – einem Tipp eines musikaffinen Bekannten. Entsprechend und erfreulich jungfräulich traf ich im Bumann & Sohn ein.

Den Abend eröffnete der in Berlin gestrandete Australier J Mahon. Ähnlich wie Speedy Ortiz präsentierte auch er seien neue Platte Everything Has A Life, Musik im latent poppigen Psychedelia Gewand. Das liest sich nun wahrscheinlich sperriger, als es live anmutete. Wem es gelang, sich an einem Montagabend darauf einzulassen, wurde perfekt von der Musik J Mahons ummantelt. Mir gelang es relativ schnell und entsprechend glücklich war ich mit dem Auftakt des Abends. Allerdings hinterliess J Mahon damit v.a. bei mir persönlich auch extrem große Fussstapfen.

Die Umbauphase wollte ich zum Abgleich meiner Eindrücke mit der meiner Begleitung nutzen. Zu mehr als ein „Wow, was für ein Auftritt.“ reichte es allerdings kaum, da wir unmittelbar in das Gespräch mit einem den Montag über Köln besuchenden in London lebenden Amerikaner kamen. Dieser wollte eigentlich ins benachbarte artheater zu Kunst Gegen Bares, einer offenen Stage (Lonly Planet Tipp). Der Lonly Planet verschwieg aber frühes Erscheinen oder VVK und so landete er um die Ecke bei dem Konzert. Manchmal meint es das Schicksal gut mit einem. Und im Gegensatz zu uns, hatte er sich auch schon über den Abend informiert: so schaffte es Sadie Dupuis alias Speedy Ortiz auf das Cover des amerikanischen Rolling Stone Magazins und wurde ebendort auf Platz 176 der 250 besten Gitarrist*innen gewählt. (Ich habe seine Aussagen trotz Internet und Abstand zum Konzert nicht nach geprüft. Es passte so einfach zu schön in den Bericht.) Er kam also aus dem Schwärmen nicht heraus und das obwohl er eine gute Stunde zuvor weder von dem Konzert noch der Existenz der Band Speedy Ortiz wusste.

Mit ersten Klängen von Speedy Ortiz konnten wir uns seinen Fesseln lösen.

Auch Speedy Ortiz hatte ihre neue Platte Rabbit Rabbit mit ihm Gepäck und hatte dafür praktischerweise – wie sie uns zwischen ihren Songs erzählte – die Musiker*innen, mit denen sie an der Platte gebastelt hat – als Band ebenfalls mit im Gepäck. Entsprechende Vertrautheit mit der gespielten Musik war nicht zu übersehen und überhören. Aber vielleicht war das auch – zumindest für mich – die Krux des Abends: Sadie Dupuis und ihre Band boten derart geballte Gitarreneffekte in ihren Songs, dass mich diese zu verarbeiten vom reinen Musikgenuss ablenkte. So vermag ich z.B. rein von diesem Konzert kaum etwas zu den lyrischen Qualitäten der Songs bzw. teilweise noch nicht einmal zu ihrem Inhalt etwas mehr zu sagen.

Es blieb ein spannendes Konzert phantastischer Musiker*innen und doch hatte mich das Set von J Mahon zu Beginn mehr bewegt, da ich weniger denken als fühlen musste.

© Stephan Strache (Lost In A Moment)