Friedemann – Ich leg mein Wort in euer Ohr (Exile On Mainstream Records, 14.09.2018)

Manchmal kann es so einfach sein: „Ich habe da keinen Plan. Songs waren fertig, wurden aufgenommen – Platte kommt raus.“ Da gibt er sich ganz bodenständig, der Herr Friedemann Hinz. Und genauso klingt auch seine neue Platte. Hier hat jemand einfach ein paar Gedanken in Songs gepackt, ohne sich dabei auf irgendeine Art wichtig zu nehmen oder auf Allgemeingültigkeit zu pochen. Der sonst auf der Bühne so laute COR-Frontmann geht bei seinen Solosongs aber anders als bei seiner Hauptband vor. „Laute Themen in leisen Song“, heißt es da eher.

Und so ist „Ich leg mein Wort in euer Ohr“ wieder eine angenehm unprätentiöse Sache geworden. Ein Album voller persönlicher, dann wieder äußerst politischer Themen, mit Worten, die dem Sänger wohl auf den Fingernägeln brennen. Das kann mal intim sein, wie das selbstreflektierende zweifelnde „42“ und „Orange“, eine Ode an das eigene Kind. Oder aber bissig und zeitkritisch wie in „Ja sicher“, dem Anti-Ellenbogen-Gesellschaft-Song „Ellenbogen“, „Flugzeug, Liebe, Volkszorn“ und der dringend notwendigen AfD-Abrechnung „Die Alternative“.

Friedemann kommt hin und wieder durchaus mal aggressiv, aber nie verbissen rüber. Die Antwort auf Hass ist schließlich immer Liebe. Gefühlsduselig wird’s aber glücklicherweise auch nicht, was der Friedensappell „Frieden“ zeigt, der gar nicht so Hippie-mäßig klingt, wie man es von einem solchen Titel erwarten würde.

Ja, das Album gefällt. Man hört Friedemann gerne zu. Dieses Mal vielleicht sogar noch ein bisschen lieber. Und das nicht bloß wegen den dringlichen Themen – das Ganze ist auch musikalisch interessanter und runder geworden ist. Das erste Soloalbum „Uhr vs. Zeit“ war vor vier Jahren noch ein ziemlich ursprünglicher, ungehobelter, wenn auch authentischer Klotz in der reinen Liedermacher-Lehre. „Ich leg mein Wort in euer Ohr“ klingt bunter. Immer wieder trumpft Friedemann mit einer kompletten Band auf. Es wird auch mal bluesig oder melodisch beschaulich. Man bleibt auf jeden Fall dran. Musikalisch definitiv das rundeste seiner drei Solo-Studioplatten.

Das Album kommt auf Vinyl oder als limitiertes, 60-seitiges Hardcover-Buch voller Texte, Gedichte und Gedanken sowie aufwendigen Illustrationen von Conny Ochs in CD-Größe mit beiliegender Silberscheibe.

 

Trackliste:
1. In Euer Ohr
2. 42
3. Ja sicher
4. Orange
5. Die Alternative
6. Eigensinn
7. Dafür das Leben
8. Frieden
9. Ellenbogen
10. Flugzeug, Liebe, Volkszorn
11. Ich nicht mehr
12. Sinn
13. Was ich alles kann

 

 

Photo Credit:  ChristianThiele

 

Friedemann auf Tour:

28.09. Dresden, Beatpol
29.09. Halle, Peissnitzhaus
30.09. Jena, Cafe Wagner
01.10. Wolfsburg, JC OST
02.10. Köln, Redrum
03.10. Bonn, Namenlos
04.10. Essen, Don’t Panic
05.10. tba
06.10. Kassel, Goldgrube
07.10. Münster, Cafe Sputnik
26.10. Mestlin, ME RO FESTIVAL
27.10. Hamburg, Logo
28.10. Neu Tramm (Wendland), Raum 2
29.10. Greifswald, Kulturbar
30.10. Wohnzimmer Konzert
31.10. Quedlinburg, Reichestraße
01.11. Magdeburg, Stübchen Festung Mark
02.11. Hannover, Osco
03.11. Husum, Speicher
14.11. Darmstadt, Oetinger Villa
15.11. Karlsruhe, Alte Hackerei
16.11. tba
17.11. CH – Zürich, Dynamo
18.11. CH – Olten, Coq d’or
19.11. CH – Konolfingen, El Cannario
20.11. A – Innsbruck, Cafe Decentral
21.11. tba
22.11. Leipzig, UT Connewitz
23.11. Berlin, Lido
24.11. Rostock, PWH

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