Fjørt – Kontakt (Grand Hotel Van Cleef, 22.01.2016)

Es gibt einige Bands die ich sehr geil finde. Es gibt Bands die ich zu meinen Lieblingsbands zähle. Und dann gibt es noch die Bands, die mich immer wieder mit offenem Mund stehen lassen. Fjørt sind da ganz vorne dabei.

Die drei Stooges aus Aachen machen nicht einfach nur Posthardcore und veröffentlichen Platten, sondern stricken mit immer wieder großartigen Videos eine eigene Stimmung. Es gibt traurige Musik, stimmungsvolle Musik, wütende Musik und es gibt Fjørt. Kein “Klingt wie” oder “Wenn du XX magst, hör dir die mal an”.

Nach zwei meiner Lieblingsvinylveröffentlichungen (D’Accord & Demontage) kommt jetzt also Kontakt und damit auch gleich das geilste Stück Musik im noch so jungen Jahr. Stilecht habe ich die ersten Durchläufe von “Kontakt” beim Fotografieren an der winterlichen Nordsee über Kopfhörer in Angriff genommen. Und wie ich feststellen musste ist das die beste Art Fjørt zu hören, wenn man noch auf die Vinyl verzichten muss.

Der Opener “In Balance” hat von der ersten Sekunde die bekannte Fjørt-Stimmung, baut sich langsam auf und im nächsten Moment hast du das Gefühl Chris würde vor dir stehen und dir den Text ins Gesicht brüllen um kurz darauf wieder in eine Art Island-Starre zu fallen. Island! Jetzt weiß ich was mir bei diesen Fjørt-Momenten ständig im Hinterkopf rumschwirrt! Island!

Die Atmosphäre ist das, was “Kontakt” so unglaublich nach vorne bringt. Wütende Melancholie. Und die zieht sich auch weiter durch das gesamte Album. Du bist in jedem Song hin und hergerissen zwischen der geballten Faust in der Luft und Gänsehaut. So hat mich lange keine Platte gepackt. Und weil ich das vermutet hatte, habe ich sie auch in der limitierten Vinylversion vorbestellt. Das die Version in wenigen Stunden im Shop vom Grand Hotel als Preorder ausverkauft war, spricht wohl Bände für den Stand von Fjørt in der deutschen Musiklandschaft.

“Bleibt stehen! / Trotzt der braunen Pest! / Es gibt einen Weg zu gehen / Und der führt niemals dran vorbei! / Wir sind uns einig / Dass ich keinen Meter weichen werde.”

Mit “Paroli” ballern sie auch eine notwendige politische Nummer raus, da sie Themen behandeln, die sie beschäftigen und wen beschäftigt das braun eingefärbte Deutschland nicht. Besonders in der heutigen Zeit. Hunderte Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, geistige Brandstifter wie Pegida, offen auftretende Nazis und als Ergebnis verschärfte Asylgesetze.

“Auf zwei von denen / Kommen zehn von uns!”

Mit “Lichterloh” findet sich nicht nur ein Knallervideo vorab zum Album, sondern auch mein Lieblingssong auf “Kontakt”. Allein dieses Intro mit dem ausbrechenden Schreigesang, der dir in den Arsch tritt und dich mitreisst. Und immer wieder die Gänsehautmomente.

Fjørt sind nicht nur live ein großartiges Erlebnis und garantieren Abriss und Aufbau, sondern auch als Konserve begleitet mich diese Band schon länger und sichert sich mit “Kontakt” einen festen Platz in meiner Alltime-Playlist. Herz und Faust. Wütende Melancholie. Großartig! Absolute Kaufempfehlung!

 

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  1. In Balance
  2. Anthrazit
  3. Prestige
  4. Kontakt
  5. Lichterloh
  6. Paroli
  7. Abgesang
  8. Revue
  9. Belvedere
  10. Mantra
  11. Lebewohl

 

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