Photo: Rayon Richards

Dream Theater – A View From The Top Of The World (InsideOut, 22.10.2021)

Seien wir mal ehrlich, auch der Hardcore-Fan von Dream Theater wird zugeben müssen, dass die Progmetal-Helden in den letzten Jahren doch auf arg eingefahrenen Wegen unterwegs gewesen sind. Insbesondere das 2016er Album „The Astonishing“ war an Langeweile kaum zu überbieten. Mit „Distance Over Time“ sind Dream Theater wieder etwas besser ans Laufen gekommen. Dieses Album konnte doch mehr überzeugen!

Jetzt liegt das neuen Werk „A View From The Top Of The World“ vor und die Band geht den Weg weiter, welchen sie mit „Distance Over Time“ begonnen hat. Will heißen, keine Revolutionen, aber doch deutlich songorientierter und wenig selbstverliebt in die eigenen technischen Fähigkeiten.

Allerdings kann man da auch zunächst nicht so sicher sein, denn der Opener „The Alien“ ist zwar technisch anspruchsvoll, kommt aber erst zum Ende des Songs zu richtig zum Punkt, sprich zum Refrain. „Answering The Call“ ist dann schon deutlich zugänglicher. Das dicke Gitarrenriff zu Beginn des Songs erfreut die Nackenmuskulatur und die Band kommt hier schneller zu Sache. Der Song ist kein Ohrwurm, bleibt aber dennoch recht schnell im Gedächtnis hängen.

„Invisible Monster“ startet ruhig und geht dann in einen – für Dream-Theater-Verhältnisse – recht gradlinigen Song über. Insbesondere der Mittelteil von „Invisible Monster“ kann durch seine Laut-Leise-Dynamik überzeugen. „Sleeping Giant“ lebt vom Wechsel der groovigen und der melodiösen Songparts und wird dadurch sehr interessant!

Mein Höhenpunkt des Albums ist „Transcending Time“. Dream Theater verstecken hier kaum ihre Begeisterung für Rush und packen diesen Song voll mit Referenzen an die Kanadier. Da mag ich mich als Fan bedanken und das Lied direkt noch mal abspielen!

„Awaken The Master“ ist dann so etwas wie der Progressive-Metal-Orgasmus des Albums: schiefe Takte, dicke Riffs, wechselndes Tempo und kein konstanter Rhythmus. Die Ohren sind hier knapp an der Überforderung, aber sobald der Gesang einsetzt kommt eine wenig Ordnung in das musikalische Fastchaos. Definitiv ein Song der Zeit benötigt!

Zeit benötigt auch das abschließende „A View From The Top Of The World“. Aber nicht weil der Song noch wachsen muss, sondern wegen seiner Länge. Der Titelsong knackt die 20 Minuten Grenze und die Band galoppiert durch so ziemlich alles, was den Sound und die Songs von Dream Theater so ausmachen, und das auf eine sehr spannende Art und Weise!

Fazit: „A View From The Top Of The World“ ist ein gutes bis sehr gutes Album. An die Großtaten wie „Images and Words“, „Awake“ und „Metropolis Pt.2: Scenes From A Memory“ kommt man nicht heran, aber wer erwartet das schon!

 

1. The Alien
2. Answering The Call
3. Invisible Monster
4. Sleeping Giant
5. Transcending Time
6. Awaken The Master
7. A View From The Top Of The World

http://www.dreamtheater.net

4.1