Come On Up The House – Women Sing Waits (Dualtone Records, 22.11.2019)

Am 7. Dezember wird der große Tom Waits 70 Jahre alt. Das ist doch mal eine gute Gelegenheit den außergewöhnlichen Künstler zu feiern. Und für sich genommen ist „Come On Up The House“ etwas Besonderes. Der zweite Teil des Titels („Women Sing Waits“) verrät es schon: es ist der Versuch sich den Songs von einer weiblichen Sicht aus zu nähern. Warren Zanes hat hierzu zwölf Stücke zusammengetragen und produziert, die einfach mal ganz unverblümt die subtile Schönheit von Waits‘ Songs hervorhebt, wo sonst hinter jeder Ecke das Abgründige und Schmutzige in seinen Außenseitergeschichten lauert.

Also, dieses Mal sollte man den Schweren Whiskey und die Zigarren beim Genuss des Albums im Schrank stehen lassen und eher zu einem leichten Wein greifen, wenn schöne Stimmen mit großem Gefühl die Texte des abseitigen Poeten singen. Vielfach ist das Gehörte dabei sehr gelungen und fördert neue Seiten zutage. Nicht alle Nummern können gleichsam begeistern. Darum halten wir uns einfach mal an feinsten Stücke der Sammlung.

Wirklich große Namen findet man auf „Come On Up The House“ gar nicht mal so viel. Aber immerhin ein paar. Rosanne Cash ist einer der klangvollsten. Und ihre Version von „Time“ ist auch ziemlich berührend. Wie die meisten Stücke der Platte ist auch dieses eher sparsam instrumentiert, so dass man ohne große Ablenkung den Worten lauschen kann. Auch Aimee Mann interpretiert das wunderbare „Hold On“ mit ihrer anfangs etwas passend rauchigen Stimme spannend. Corinne Bailey Rae singt sich überraschend locker durch ihre Version von „Jersey Girl“, während Pheobe Bridges „Georgia Lee“ brüchig und fast schon herzzerreißend interpretiert.

Wunderschön ist dagegen das Duett „Ol‘ 55“ von Shelby Lynne und Allison Moorer mit seinen großen Gesangshamonien. Eine ähnliche Richtung geht das eher lakonisch gesungene, unkaputtbare „Tom Traubert’s Blues“. Courtney Marie Andrews entreißt Rod Stewart wieder den „Downtown Train“, zeichnet ihn aber natürlich auch weicher als Tom Waits auf „Rain Dogs“. Herausheben sollte man Kat Edmonsons Version von „You Can Never Hold Back Spring“, welches tatsächlich wie eine weibliche Version des Originals klingt. Nur üppiger und etwas irrer instrumentiert.

Am Ende laden diese 55 Minuten zweifelsohne zum Genießen ein, auch wenn einem sicherlich nicht jedes Stück komplett munden dürfte. Aber eine gelungene Hommage an einen besonderen Musiker stellt das Ganze auf jeden Fall dar.

 

Trackliste:
1. Come On Up To The House – Joseph 4:02
2. Hold On – Aimee Mann 5:25
3. Georgia Lee – Phoebe Bridgers 4:20
4. Ol’ 55 – Shelby Lynne & Allison Moorer 5:31
5. Take It With Me – Angie McMahon 4:08
6. Jersey Girl – Corinne Bailey Rae 5:35
7. Ruby’s Arms – Patty Griffin 6:08
8. Time – Rosanne Cash 4:38
9. You Can Never Hold Back Spring – Kat Edmonson 2:24
10. House Where Nobody Lives – Iris Dement 4:24
11. Downtown Train – Courtney Marie Andrews 4:16
12. Tom Traubert’s Blues – The Wild Reeds 4:45

 

3.8