Infringement – Alienism (Crime Records, 16.11.2019)

Geradewegs aus Norwegen erreichte uns das zweite Album des Quintetts Infringement. Infringement, nie gehört? Ja, das ging mir auch so. Aber das ist ja nicht schlimm. Denn „Alienism“ scheint mir ein guter Startpunkt, um sich der Musik der Band zu nähern.

Und diese Musik ist durchaus nicht uninteressant. Eine Schublade dafür scheint schnell gefunden und der Schieber fürs Progfach aufgezogen. Irgendwo zwischen typischen Neoprog-Vertretern (und damit dem „mittelalten“ Prog) wie IQ, Pendragon oder Arena sowie neuzeitlicheren Bands wie Porcupine Tree oder RPWL changieren Infringement. Stilistisch nicht ganz auf eigenen Beinen stehend, aber allemal interessant genug, um genauer hinzuhören.

Gerade mal vier Stücke gibt es in 40 Minuten zu genießen. Das zeugt schon mal davon, dass sich die Band für ihre Musik Zeit nimmt. Zwei überlangen Nummern mit rund 12 („Triad“) bzw. 17 („Delirium“) Minuten stehen zwei kürzere entgegen, die in acht („Disorder), bzw. viereinhalb („Therapy“) über die Ziellinie gehen und von einem textlichen Konzept zusammengehalten werden, welches den Hörer in das fiktive Gentmire Institute versetzt, welches sich mit psychiatrischen Forschungen auseinandersetzt.

Der Ton ist meist ein eher ruhiger, bisweilen ein ziemlich düsterer. Klare Klangflächen wechseln sich mit treibenden Rhythmen an, über denen der angenehme Gesang thront. Progressive Drehungen und Wendungen wurden ganz natürlich in die Stücke implementiert und wirken besonders bei „Triad“ interessant. Kleine instrumentale Abfahrten, ein großer A-Capelle-Part sowie eine tänzelnde Irrenhaus-Atmosphäre machen das Stück spannend.

Dass ein Track auch ohne große Variationen über längere Zeit interessant sein kann, beweist dagegen „Disorder“, welche mit seinem warmen Flair gefällt. „Therapy“ gibt sich gestrafft als kunstvoller Rocksong und zum Ende drehen Infringement mit „Delirium“ noch einmal richtig bis zur symphonischen Größe auf.

Musikalisch ist „Alienism“ durchaus spannend, wenn auch nicht besonders aufdringlich. Und letzteres muss ja nicht unbedingt was Schlechtes sein. Ganz bis zur A-Klasse hat es noch nicht gereicht, aber man ist nah dran!

 

Trackliste:
1. Disorder
2. Triad
3. Therapy
4. Delirium

 

3.8