Clutch – Psychic Warfare (Weathermaker Musik / rough trade, 02.10.2015)

Clutch gehen immer! So lautet mein Credo! Ohne wenn und aber, denn Clutch sind eine Band die sich in den bald 25 Jahren ihres Bestehens nie auf ein Genre beschränkten, sondern über den Tellerrand geschaut und Richtung vermischt oder ausprobiert haben. Aus diesem Grunde kann man dem Quartett eine stete positive Entwicklung bescheinigen. Nichts wirkte aufgesetzt. Seien es die Hardcore Songs, der Stoner Rock oder der Bluesrock, der derzeit im Vordergrund steht. Nun bringen die Jungs aus Germantown in Maryland ihr elftes Album an den Start. Eine harte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass ihr letztes Album vom Metal Hammer UK zur Scheibe des Jahres gewählt wurde.

Nach einem kurzen Intro legt „Psychic Warfare“ direkt mit der Singleauskopplung „X-Ray Visions“ los. Inspiriert durch „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“, grooven sich Clutch durch eine satte „Schweinerock“ Nummer. Der Track zeigt sich als gute Auswahl für die Single. Denn sie läutet ein schönes, abwechslungreiches Album ein.
Gefolgt wird die Single durch „Firebirds!“, für mich einer meine Favoriten. Der Track knüpft nahtlos an „X-Ray Visions“ an. Wirkt bei genaueren hinhören aber rauer und basslastiger. Bei beiden Nummern sticht das gute Drumming hervor.

Mit „A Quick Death In Texas“ kommt die erste etwas “ruhigere” Nummer zum Vorschein. Charmanter Bluesrock, der mit den allseits geliebten Kuhglocken aufwartet (Ich fordere nach wie vor vielfachen Einsatz von Kuhglocken in Gitarrenmusik). Ich kann mir die Nummer gut im Sommer am Tresen mit einem Whisky vorstellen. Oder im Cabrio durch die Wüste Nevadas. Die Bilder hat man direkt im Kopf.

Nach der etwas „ruhigeren“ Phase, treten Clutch mit „Sucker For The Witch“ wieder das Gaspedal durch. Flotter „Dicke-Eier“Rock“, den sie sich aber auch erlauben können, da ihre Entwicklung schon zeigt, dass die Jungs Bullenklöten haben müssen.  „Your Love Is A Incarceration“ verleitet dank starken Schlagzeugspiel zu einem rythmischen Kopfnicken, übrigens, Kuhglocken.
„Doom Saloon“ und „Our Lady Of Electric“ kann man eigentlich zu einem großen, ganzen Song zusammenfassen. „Doom Saloon“ ist ein fantastischer, schöner, instrumentaler Blues, der fließend in „Our Lady Of Electric“ übergeht. Durch beide Nummern fühlt man sich in den Wilden Westen versetzt. Erst in der Prärie (Doom Saloon) dann am Tresen, wo der sonore Gesang Neil Fallons das Lied des Whiskys singt. Für mich, wenn man es als ganzes sieht, DER Song.
Direkt im Anschluss wird wieder direkt das Tempo mit „Noble Savage“ knallhart angezogen. Eine krachige Rock’n’Roll Nummer, die an VolBeat zu ihren besten Zeiten erinnern, die schon um einiges zurückliegen. Da hat man direkt Bock auf Party. In den 2:50 Minuten wird hier ein richtiges Pogo-Feuerwerk abgefeuert, dass ohne Schnörkel oder Längen auf den Punkt kommt.
Auf der Zielgerade begegnen uns mit „Behold The Colossus“ & „Decaptation Blues“ zwei groovig-stampfende Rocknummern, die ebenfalls schnörkellos sind, aber zumindest „Decaptation Blues“ bleibt mir nicht im Ohr hängen.
Beschlossen wird „Psychic Warfare“ mit „Son Of Virginia“. Eine Bluesnummer, die nichts zu wünschen übrig lässt, außer, dass man seine Cowboystiefel anziehen, und in sein Auto steigen möchte um den Sonnenuntergang entgegenzufahren um sich dann nochmal das Album zu geben.

Abschließend bleibt über „Psychic Warfare“ zu sagen, dass sich hier nichts kopiert. Für Abwechslung ist gesorgt, insgesamt ein solides, heterogenes Album dass in seinem Gesamtbild absolut homogen wirkt. Clutch bleibt die bevorzugte Band zum Autofahren, ohne Frage. Besonders hervorheben möchte ich das Drumming und der insgesamt recht basslastige Sound. Beides gefällt und bleibt hängen. Zusammengehalten wird das ganze durch Neil Fallons unnachahmliche Stimme. Ich bin jetzt schon gespannt, wie sie sich weiterentwickeln werden. Aber bis dahin wird zu „Psychic Warfare“ noch der Ein oder Andere Kilometer abgerissen und der Whisky einiger Bars geleert.

 

Anspieltipps: “X-Ray Visions”, “Firebirds”, “Doom Saloo / Our Lady Of Electric”, “Noble Savage”

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Tracklist:

  1. The Affidavit
  2. X-Ray Visions
  3. Firebirds!
  4. A Quick Death In Texas
  5. Sucker For The Witch
  6. Your Love Is A Incaceration
  7. Doom Saloon
  8. Our Lady Of Electric
  9. Noble Savage
  10. Behold The Colossus
  11. Decaptation Blues
  12. Son Of Virginia
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4.2