24/7 Diva Heaven – Stress (Noisolution, 19.03.2021)

“Grunge gehört in die 90er Jahre”. Ja, diese Aussage mag gefühlt 30 Jahre nach der Glanzzeit des Grunge durchaus gängig sein – ich hörte selbiges zuletzt.  

Umso schöner, dass es noch Bands gibt, die den 90er-Jahre-Grunge, Punk und Alternative Rock in ein modernes Gewand aus rauen Riffs und ohrwurmtauglichen Refrains packen. Das besondere daran ist, wir sprechen hier nicht von alten abgehalfterten Rockhaudegen, sondern von drei Damen aus Berlin namens 24/7 Diva Heaven, die gerade ihr Debütalbum “Stress” veröffentlichen. 

Unüberhörbar ist, dass das “Punk-Noise-Grunge”-Trio sehr von der Musik in diesem Jahrzehnt beeinflusst wurde – was man auch am Song “Bitter Lollipop” erkennen kann: was zunächst recht soft daherkommt, wandelt sich dann mit dem Grunge-typischen Ausbrüchen. Dieser Song wurde als Video bereits vorab veröffentlicht. 

In den letzten Tagen folgte dann das zweite Video zum deutlich raueren Stück “Potface”, was schon die stilistische Bandbreite der Band um Sängerin und Gittaristin Katharina Ott-Alavi, Bassistin Karo Paschedag und Drummerin Mary Westphal aufzeigt. 

Mit “Everyman” und das tolle “Outro” finden sich auch zwei eher ruhigere Songs auf dem 39 Minuten langen Longplayer. 

Zu meinen Favoriten gehört darüber hinaus neben “Bitter Lollipop” auch “Shamebath”, mit sehr eingängigem Refrain. “Everything sucks” erinnert stilistisch sehr stark an die musikalischen Vorbilder von L7 und auch “J.T”, “Head on Collision” oder “Topped with Cheese” wären hier als Anspieltipps zu nennen. 

To Death” hat es mir besonders angetan. Hier lässt die Band einfach mal alle angestaute Wut raus – und man erwischt sich dabei die eingängigsten Parts direkt mitzugröhlen. 

Die Band zeigt auch in ihren Texten politisch klare Kante. Sie handeln von diversen gesellschaftlichen Problemen :  Feminismus, Ungleichheit, Homophobie, Rassismus sowie Ökologie – dieses jedoch mit einer Prise Spaß. Dazu passt, dass die drei die Berliner “Grrrl Noisy”-Bewegung gegründet haben, um von Frauen für Frauen einen Raum zu schaffen und  etwas zu bewegen. 

Da wir natürlich gerne Bands live erleben und dieses aktuell ja leider fehlt, gibt es hier einen kurzen Einblick von der Pop-Kultur-Session. 

Fazit: Wow, was für eine wundervolle Zeitreise zurück in die 90er! Wer zu dieser Zeit L7, Hole oder Babes in Toyland hörte, wird sich auch für diese Platte begeistern können! Es ist ein wirklich tolles Debütalbum, bei dem kein Song qualitativ abfällt! Die Stimme von Sängerin Katharina Ott-Alavi rundet den rotzigen Stil des Trios ab. 

 

Tracklist: 

  1. Potface 
  2. Bitter Lollipop
  3. Shamebath 
  4. Everything sucks
  5. Head On Collision
  6. Everyman
  7. J-T
  8. Death To
  9. Topped with Cheese
  10. White Swamp
  11. Outro 

 

4.6