NEAL MORSE – Life And Times (Radiant Records / Metalblade / Sony Music, 16.02.2018)

Da ist er wieder, mein Lieblingsprogger, Lieblingssongwriter und einfach ein cooler Typ.  Dauerkomponist Neal Morse ist dieses mal wieder mit einer Singer/Songwriter-Scheiblette am Start.  “Life and times” heißt das gute Stück und ist natürlich in allen gängigen Formaten erhältlich. Diesmal musste ich mich mit dem Download zufrieden geben, daher kann ich über die Aufmachung leider vorab nichts berichten.

Aber es zählen ja in erster Linie die Songs. Neal ist nicht ohne Grund der erfolgreichste Progmusiker im Universum. Er ist so unglaublich vielschichtig und kreativ, dass man jedes Jahr mit mindestens 1 – 2 erstklassigen Veröffentlichungen rechnen kann. Egal ob komplexe Rockepen oder eine laidback Songwriterplatte. Immer ist es Neal pur, immer ist es auf höchstem Niveau. Mein Favorit bei seinen Songwriterplatten war immer das 2001er Album ” It’s not too late”, mal sehen ob es das neueste Werk vom Thron stossen kann.

„Ich habe viele schwierige Zeiten hinter mir und bin im Moment ziemlich zufrieden mit meinem Leben“, berichtet er. „In manchen meiner Songs klingt das durch.“ Viele Stücke dieses akustisch orientierten Singer/Songwriter-Albums hat er während der “The Road Called Home”-Tour 2017 geschrieben; einige sind von den Orten inspiriert, die er gesehen hat, andere von der gemeinsamen Zeit mit seiner Familie.

Gleich nach der ersten Note von “Livin lightly” ist man im Neal-Morse-Modus. Beim Autofahren ertappe ich mich hier immer wieder beim Mitsingen des Refrains. Sein Stil ist einfach unverkennbar und man ist in den schönen Melodien, tollem Gesang und einer herrlichen laidback-Atmosphäre gefangen.  Das ergreifendste Stück ist sicherlich “Joanna” und “He died at home” (Anspieltipp!): “Hier geht es um seinen Sohn und dessen Schmerz über eine Trennung; ergreifend ist “He Died At Home”, das die Trauer einer Mutter über ihren Sohn, einen Soldaten, beschreibt. Neal Morse: „Ich hatte für den Mitbewohner eines Freundes gebetet, einen Ex-Soldaten mit persönlichen Problemen. Als wir in Paris auftraten, erhielt ich morgens die Nachricht, dass er gestorben war. Als ich dann begann, die Ideen für einen Song über ihn zu entwickeln, erinnerte ich mich an eine Begegnung auf einer Militärbasis in Tennessee. Dort sollten wir für die Männer beten, denn fast jede Woche gab es dort eine Beerdigung von jemandem, der „zuhause gestorben ist“. Die Kraft dieses Songs hat die Menschen auf eine Art und Weise bewegt, wie es Neal Morse nie erwartet hätte. „Als ich die Idee für den Song hatte, habe ich im Netz über Selbstmorde von Soldaten recherchiert und fand einen Artikel über einen jungen Soldaten namens William Busbee. Er war 2012 aus Afghanistan zurückgekehrt und hatte dann Selbstmord begangen. Der Regisseur des Videos hat dann Libby Busbee, die Mutter des Toten angesprochen; sie hat den Song gehört und war so berührt, dass sie Fotos von William für das Video zur Verfügung gestellt hat.“ 

Dieser Tiefgang und diese pure Ehrlichkeit zieht sich durch das ganze Album und man spürt es in jeder Note. Neal Morse schafft es einfach jeden Hörer mitzunehmen. Man sollte diese Platte über Kopfhörer genießen, denn die tolle Produktion lässt Neal fast hautnah vor einem erscheinen und man spürt die Emotionen… herrlich. “You + Me + Everything” ist einfach nur schön.

Wer das Schaffen von Neal Morse kennt, weiß was ihn erwartet. Gesang, Gitarren und etwas Percussion, hier und da Streicher und Bläser. Alles reduziert, alles auf den Punkt. Ein gewisser “Nashville-Vibe” lässt sich natürlich in den meisten Songs raushören. Dies Brücke zwischen Gute-Laune-Song und ergreifenden Balladen kann kaum einer so sicher komponieren wie Neal Morse. Punkt.

Wer die sanfte Seite von ihm mag, oder wer einfach mal ein tolles Singer/Songwriter-Album antesten will, liegt hier goldrichtig.

 

www.nealmorse.com

 

Tracklist:

1. Livin’ Lightly
2. Good Love Is On The Way
3. JoAnna
4. Selfie In The Square
5. He Died At Home
6. She’s Changed Her Mind
7. Wave On The Ocean
8. You + Me + Everything
9. Manchester
10. Lay Low
11. Old Alabama
12. If I Only Had a Day

 

4.3