Zement – Rohstoff (Crazysane Records, 09.07.2021)

Ein geiler Trip, den uns das Würzburger Duo Zement hier serviert!

Der Bandname deutet ja eher auf etwas Handfestes, Bodenständiges hin. Aber nein, Zement wagen sich viel eher in kosmische Sphären vor. Aber nicht in unendliche Weiten, in die vorher noch kein Mensch war, sondern in Bereiche, welche Urgesteine wie die ganz frühen Kraftwerk oder vor allem die simplen wie genialen Neu! in den frühen 70ern erkundeten. Krautig hypnotischer Sound mit Abhebepotenzial.

Ein stoisch, aber doch mit angenehmen Swing gespieltes Schlagzeug, mäandernde Gitarrenklänge, aufgetürmte Synthesizerteppiche, Effekte und teils befremdlich Klangschleifen aus dem Sampler, ja, und hin und wieder auch mal ein Saxophon, welches in „Zunder“ und „Kleiner“ auch etwas wohliges Jazz-Feeling verbreitet. Zement verstehen sich darauf die verschiedenen Layer zu einem hypnotischen Sound zu verschmelzen und ihm die richtige Wirkung zu verleihen. Und trotz der frühzeitlichen Inspiration klingen Zement angenehm zeit- und schwerelos, ohne gleichzeitig wirklich abgehoben zu wirken.

Krautrock 2.0 für die Generation Z? Ja, warum denn nicht?! Von fast schon rockigen, kompakten Klangexperimenten („Soil“, „Zunder“) bis zu endlos erscheinenden Trips im meditativem Format („Entzücken“, „Seine“) reicht die Bandbreite auf „Rohstoff“. Dabei nehmen sich Zement zwei prall gefüllt Vinylseiten Zeit den Hörer in ihr für Mainstreamohren recht seltsames Universum einzusaugen.

Guter Stoff – ob mit oder ohne erregende Substanzen im Blut (hab ich mir sagen lassen)!

 

Trackliste:
1. Goa
2. Soil
3. Seine
4. Kleiner
5. Zunder
6. Entzücken
7. Ecke 54
8. Atem

 

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