Ich muss sagen, dass mir das Duo Zement mit ihrem letzten Album „Rohstoff“ und dem darauf zu hörenden, Art Neo-Krautrock ziemlich gefallen haben. Die Platte landet immer wieder auf meinem Abspielgerät. „Passagen“ hat das noch nicht geschafft, aber was noch nicht ist, kann ja vielleicht noch werden.
Zement haben hörbar an sich selbst gearbeitet und sich selbst weiterentwickelt. Zu dem an 70er-Jahre-Größen wie Can und Neu! angelegtem, stoischen Grundsound kommen anno 2025 ein paar Einflüsse mehr. Man wird von funky Grooves überrascht und ein gewisser Disco-Einfluss – inklusive Bläser und einer dazu passenden Perkussion – kann man so manchem Stück, insbesondere „Making A Living (I Don’t Know What I Wand, But I Know How To Get It)“, nicht absprechen. Hier trifft Deutschland auf den abgeranzten Keller des Studio 54. Erstmal ungewöhnlich. Zement interpretieren diese Elemente aber weniger mit Coolness, sondern mit einheimischer, wenn auch verspielter Gründlichkeit.
Interessant ist das allemal. Genauso wenn im blubbernden 80er-Synth-Sound von „Better (Always Means Worse, For Some)“ plötzlich ein Saxophon in bester Darkjazz-Manier durch die Luft schwebt. Das ist aber nicht das einzige Mal, dass man dieses Stilmittel verwendet. Das abschließende „The Night We Saw The Holy Ghost“ kombiniert das mit dem bekannten rhythmischen Schwebesound, für den das Duo sonst steht, den man auf „Passagen“ aber auch nach wie vor in bester Art und Weise findet.
Ausgerecht das irritierend betitelte „Baptised At The Discotheque“ steht hier am besten für den bekannten Zement-Sound. Schwerlos, ohne abgehoben zu sein – und in diesem auch noch irgendwie auch ein bisschen tanzbar. So gefällt das. „Back To My Looping Cave“ peppt das noch mit ein bisschen Rockfaktor auf, was ein guter Kontrast zum knapp zehnminütigen, abseitigen Trip „Journeys To A Beautiful Nowhere“ ist.
Zement zeigen auf „Passagen“ hörbar Luft auf Experimentieren und die Weiterentwicklung ihres eigenen Sounds. Dabei mag man vielleicht nicht gleich jeden Weg mitgehen. Aber ihre freakige Einstellung gefällt nach wie vor.
Trackliste:
1. Move/Procession
2. Station to Station
3. Making a Living (I Don’t Know What I Want, but I Know How to Get It)
4. Journeys to a Beautiful Nowhere
5. Back to My Looping Cave
6. Better (Always Means Worse, for Some)
7. Baptised at the Discotheque
8. The Night We Saw the Holy Ghost