Yard Act – The Overload (Island/Universal Music, 21.01.2022)

Oh, haben wir den nächsten Hype von der Insel? Die Damen und Herren bei Universal werden sich schon was gedacht haben, die Band mit einem Major-Deal zu adeln.

Die Truppe bringt auch so einiges mit, das einen triggert. Lässige, tanzbare Rhythmen, die so manche The-Band der 2000er zum Ohrenschnackeln bringen dürfte, dazu ein Ladung Punkenergie und dreckiger Straßenköter-Charme, die Songs vorgetragen von einer britischen, ungehobelten Schnodderschnauze, der Gesang mehr gesprochen als gesungen, dafür mit jede Menge Storyteller-Potenzial. Sehr britisch, meist recht unhöflich und emotional aufgeladen. Wie eine antikapitalistische Pubpredigt kurz vor einer eruptiven Kneipenschlägerei.

In der Tat, das hat was. Die Musik von Yard Act wirkt sympathisch unfertig und chaotisch. Immer so ein bisschen wie nebenbei eingetütete Eruptionen. Das klingt mal aufmüpfig wie beim bissigen „Payday“, lässig mit knirschender Gitarre („The Incident“), punkig mit Mitgrölpotenzial („Witness“) oder, wie im Fall vom abschließenden „100% Endurance“, überraschend entspannt und freundlich.

Am besten kommt die Chose rüber, wenn man auch mal ein paar fetzige Hooks in den manchmal etwas postpunkig taumelnden Sounds einbindet. Das scheint aber nicht immer das Ziel der Bande zu sein. Nummern wie „Tall Poppies“ oder „Rich“ wirken fast wie reine Spoken-Word-Performances mit etwas musikalischer Begleitung. Erinnerungen an die Enablers kommen da durchaus auf, obwohl Yard Act wenig von Poesie halten, sondern umso mehr Schmutz unter den Nägeln mitbringen.

Also, egal ob die Hypemaschine jetzt anläuft oder nicht: das Ding hat was!

 

Trackliste:
1. The Overload
2. Dead Horse
3. Payday
4. Rich
5. The Incident
6. Witness
7. Land Of The Blind
8. Quarantine The Sticks
9. Tall Poppies
10. Pour Another
11. 100% Endurance

 

 

Photo-Credit: James Brown

 

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