Wytch Hazel – II: Sojourn (Bad Omen Records, 13.07.2018)

Das britische Quartett Wytch Hazel ist schon ein bisschen ein Unikum. Gewandet in Robin-Hood-artige Gewänder spielt man einen Sound der sich irgendwo zwischen folkigen Retro-Rock und Proto-Metal bewegt und doch nirgendwo so richtig in eine Schublade passt. Im besten Fall macht man noch den Schieber für Hardrock auf. Eine archaische, natürliche Stimmung macht sich hier breit, man nimmt den Duft des Waldes wahr, zweistimmige Gitarrentöne á la Wishbone Ash / Thin Lizzy bestimmen das Bild. Der Sound ist irgendwie lässig bis kämpferisch, aber immer mit einem leicht introvertierten bis melancholischem Unterton versehen. Der sympathisch näselnde Gesang und seine Melodieführung lassen an Jethro Tull denken.

Das Debütalbum „Prelude“ schlug vor zwei Jahren im Metal-Underground hohe Wellen und der Band war auch ein Auftritt auf dem Keep It True Festival vergönnt. Erwartungen an einen Nachfolger sind durchaus vorhanden. Und dieser liegt mit „II: Sojourn“ jetzt (endlich) vor. Zehn Songs und rund 46 Minuten lang, wird hier astreine Musik geboten, die rockt und einen auch umschmeichelt.

Stilistisch setzt man seine Linie (erwartungsgemäß) fort. Allerdings klingt das Album nicht mehr so trocken produziert und wesentlich saftiger. Und auch die Songs selbst laufen der Band flüssiger und teilweise auch eingängiger von der Hand, ohne dass das Ganze nur eine Sekunde lang flach klingen würde. Eine durchaus angenehme Entwicklung, welche die Platte zu einem Hörgenuss werden lässt. Jede Nummer ist für sich ein kleines Highlight, eine Melodienfundgrube, eingespielt von jungen, beseelten Musikern. Musikalisch und vor allem textlich natürlich enorm altmodisch, aber mit derart viel Leben gefüllt, dass das Album doch frisch wirkt.

Gerade die schnelleren Stücke wie „Save My Life“, das hymnische „See My Demons“, das kämpferische „Still We Fight“ oder das treibende „Slave To Righteousness“, das vom unterhaltsamen Instrumental „Chorale“ eingeleitet wird, reißen sofort mit. Der Rest zieht aber recht schnell nach. Die folkig angehauchten Balladen „Barrow Hill“ und „Angel Take Me“ sorgen für angenehme Abwechslung. Ihren Einfallsreichtum in Sachen Melodieführung beweisen Wytch Hazel immer wieder. Man nehme nur mal „Victory“. An sich ein treibender Hardrocker, allerdings angereichert mit einem gefühlvollen Refrain und geschickt aufbauenden Gitarrensoli.

Mit ihrem Debütalbum haben sich Wytch Hazel als interessanter Newcomer präsentiert. Mit „II: Sojourn“ zeigt man, dass die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren. Denn das Ding ist wirklich äußerst gelungen. Ein herrlich altmodisches, aber nicht verkrustetes Album, bei dem man nicht den Fehler machen sollte, es in den überlaufenen Retrotrock-Bereich zu stecken. Denn das hier ist viel mehr!

 

Trackliste:
1. The Devil Is Here
2. Save My Life
3. Still We Fight
4. Wait On The Wind
5. See My Demons
6. Barrow Hill
7. Chorale
8. Slaves To Righteousness 3:45
9. Victory 5:27
10. Angel Take Me 6:06

 

4.5