Man kennt das ja irgendwie. Da bekommt man etwas auf den Tisch das einen stilistisch vermeintlich erst einmal gar nicht anspricht, weil die Kollegen keine Zeit oder Lust dafür haben. Man selbst irgendwie auch nicht so recht. Insbesondere wenn man sich dunkel daran erinnert die Vorgängerplatte für fünf Jahren schon einmal an anderer Stelle besprochen zu haben. Mit eher so mittlerer Begeisterung. Tja, und dann lässt einen das Ding doch mit einem dicken Grinsen im Gesicht zurück!
„Brittle Bones“ ist das vierte Album der Norweger Wolves Like Us, welche einst aus Überresten von u.a. JR Ewing, Amulet und Infidels Forever entstanden. Die Hardcore-Vergangenheit der Musiker hört man noch immer und wenn man eine Schublade für das Quartett finden müsste, wäre es wohl Post-Hardcore. Das erfasst das ganze aber nicht ganz. Denn genauso dockt man an emotionalem Alternative Rock und teilweise auch am Metal an. Die Extreme reichen von Helmet-artigen Grooves über Sounds der alten Dischord-Schule, bis zur Melodienseligkeit von Jimmy Eat World. Das schafft ein großes Crossover-Potential.
Dabei stellt man das Schöne dem Hässlichen gegenüber, das Eingängige dem Rauen. Kleine Kontraste sorgen für Dynamik. Die Rhythmusgruppe treibt das Ganze selbst in den ruhigeren Momenten mächtig voran, während die Gitarren für den richtigen Ton sorgen und Frontmann Lars seine trotzigen Texte mit überwiegend rauer Stimme ins Mikro singt. Dieses Mal steht bei jenen das Thema Ehrlichkeit im Mittelpunkt, das Umgehen mit den eigenen Dämonen und, dass man ihnen selbstbewusst den Mittelfinger entgegenstrecken sollte.
Eingehüllt wird das Ganze in packende, meist harte Songs, die überraschend abwechslungsreich daherkommen. Von ruppig über melodisch bis zurückhaltender im Ton und düster wird ein angenehmes Gefühlsspektrum geboten. Als Anspieltipps lege ich euch mal „I Can’t Love You Wild Enough“, das treibend emotionale „Property Of Dortmund“, das schmissige „Oil Money“ oder auch den warm drückenden Opener „Stand Up To Get Down“ ans Herz. Aber auch der Rest läuft gut rein und echte Ausfälle gibt es glücklicherweise keine.
Gute Platte. Und wenn das schon ein Genrefremder sagt, ist da sicher was dran 😉
Trackliste:
1. Stand Up to Get Down
2. Stay Cold
3. Property of Dortmund
4. I Can’t Love You Wild Enough
5. Winter Chains
6. Oil Money
7. Ash Wednesday
8. Devil Stare, Part Two
9. On the Low
10. Plastic on the Fire
Tourdaten:
08.12.2019 Karlsruhe – Jubez
09.12.2019 Hamburg – Hafenklang
10.12.2019 Berlin – Cassiopeia
11.12.2019 Köln – MTC