Wann immer Gov’t-Mule-Boss Warren Haynes das Gefühl hat genügend Songs beieinander zu haben, welche nicht ganz zu seiner Hauptband passen, wagt er sich an ein neues Solowerk. Jetzt ist es wieder soweit. Für „Million Voices Whisper“ hat er ein paar echte Koryphäen um sich geschart. Zum Beispiel Jazz-Keyboarder John Medeski, Schlagzeuger Terence Higgins (Dirty Dozen Brass Band) sowie seinen zwischenzeitlichen Bandkollegen, Bassist Kevin Scott. Und mit Derek Trucks begleitet ihn auch ein alter Gefolgsmann von den Allman Brothers.
„Million Voices Whisper“ unterscheidet sich trotz des Hauptprotagonisten schon relativ stark von Gov’t Mule. Hier agiert Warren Haynes viel souliger, ist mehr Sänger als Meistergitarrist. Das überlässt er immer wieder Derek Trucks. Zudem agieren die Musiker viel songdienlicher und geradliniger, auch wenn man natürlich den Boden für ausgedehnte Jam-Sessions im Livekontext bereitet. Aber hier haben sich im Studio Musiker getroffen, die einfach Songs gespielt haben.
Und das Endergebnis ist recht erbaulich. „Million Voices Whisper“ ist über weiter Strecken ein ziemlich positiv klingendes Album geworden. Mal mehr rockig, dann wieder tief im Blues stehend, gerne besonders eingängig oder auch mal launig verspielt mit einer starken Funk-Note. Was dabei alle Stücke vereint: sie haben massig Seele. Dass Warren Haynes auch ein grandioser, tief gehender Sänger ist, beweist er immer wieder. Dass er auch geradlinige, eingängige Stücke schreiben kann, die doch nicht flach klingen, ebenso.
„This Life As We Know It”, „Real, Real Love” oder auch „You Ain’t Above Me” sind solche Songs, die mit ihrer vermeintlichen Einfachheit und viel Stimmung mitreißen. An anderen Stellen gefällt die an den Tag gelegte Lockerheit, die oftmals durch eine Bläsersektion noch untermauert wird („Go Down Swinging“, „These Changes“). Dass sich Haynes keine besonderen Grenzen gesetzt hat, beweist er insbesondere mit den beiden Funk-Blues-Rockern „Lies, Lies, Lies“ und „Terrified“. Hier gibt sich die Band jeweils regelrecht tanzbar und unter Dampf stehend.
Am Ende sind es aber die Songs mit ihren feinen Gesangslinien, die am meisten einnehmen. Und hiervon gibt es einige. Egal ob hell und aufwühlend („From Here On Out“) oder auch mal zupackend bluesig („Day Of Reckoning” mit Lukas Nelson und Jamey Johnson). Am Ende ist „Million Voices Whisper“ ein Menü geworden, welches man sich als Freund des bulligen US-Amerikaners durchaus munden lassen kann. Denn auch seine feinfühligere Seite hat ebenso einen starken Reiz wie seine eher massiv auftretenden Gov’t Mule.
Trackliste:
1. These Changes
2. Go Down Swinging
3. You Ain’t Above Me
4. This Life As We Know It
5. Day of Reckoning
6. Real, Real Love
7. Lies, Lies, Lies > Monkey Dance > Lies, Lies, Lies
8. From Here On Out
9. Till The Sun Comes Shining Through
10. Terrified
11. Hall of Future Saints