Wakey Wakey – Overreactivist (The End Records, 26.02.2016)

Der New Yorker Songwriter hat mich schon im September 2015 mit seiner EP “Homeless Poets” begeistert und legt nun mit “Overreactivist” das Album dazu nach. Schon die drei Songs der Ep haben mich völlig aus den Latschen gehauen und umso spannender war für mich das Album.

Mein halb zugekniffenen Augen schielte ich also auf die Promo-CD und hoffte das er das Niveau auch auf der Länge eines Albums halten kann.

Hier jetzt also 13 Songs, von denen “Homeless Poets”, “Golden” und “Adam and Eve” schon auf der EP zu finden waren. Es sei hier schonmal vorab gesagt, dass ich beruhigt bin und es weit mehr auf “Overreactivist” zu entdecken gibt.

Das startet nach “Introduction” auch gleich mit “Heartbroke” und einer sanften Klavierpassage. Und das Klavier zieht sich auch wie ein roter, beruhigender Faden durch das gesamte Album. In “Heartbroke” hab ich das Gefühl, als würde sich Grubbs den Herzschmerz stellvertretend für die halbe Welt aus der Seele singen. Und das ist hier durchaus positiv gemeint.

In Nummern wie dem Titelsong “Overreactivist” wird uns dann wieder eine Art Pophymne um die Ohren gezaubert. Die positive Energie die er in seine Songs packt, fesselt einfach. Ob man jetzt auf Pop steht oder nicht. Mit relativ einfachen Mitteln schafft er es selbst zutiefst eingängige Songs so zu schreiben, dass sie nicht nerven oder unecht wirken. Auch wenn im Hintergrund Streicher am Werk sind und man sich Song für Song, und hier besonders “Overreactivist” in einer schnulzigen US-Serie vorstellen kann, nervt er nie. Ist er nie belanglos. Trifft er immer da wo Musik treffen sollte. Mitten ins Herz.

Bei “Golden” war ich schon im September total begeistert. Ich musste bei diesem Song immer wieder an ein Songwriterkonzert denken, dass ich selbst organisiert hatte. Da spielt der angereiste belgische Songwriter auf Hut vor nur 10 Leuten. In der Woche in einer Kleinstadt. Und als Dank wurde er am Ende vom Publikum, die alle begeistert waren, mit Centstücken bezahlt. Mir war selten etwas so peinlich und unangenehm. Und die Reaktion war dann nicht sauer, sondern dankbar. Der Herr war dankbar seine Musik spielen zu können und über die drei verkauften CDs. Dieses Herzblut bei Musikern ist so unfassbar. Eine eingängige Songwriterballade, mit eben diesem Herzblut.

Genauso in “Homeless Poets”, wobei hier deutlich mehr Pop um die Ecke guckt. Thematisch passt das “…head up high…” natürlich genau zu dem oben angesprochenen. In Zeiten wo Kids zwar 20 Euro für Handyspiele, aber nicht für die Platte vom Lieblingsmusiker ausgeben, wird das Musikerleben wesentlich schwieriger. Leider.

Ob nun “Freeze”, “Cruel You” oder “Big Town Love”. Es wechseln sich Pianoballaden mit Popsongs ab, die weit weg von den nervigen Charterfolgen kampferprobter und millionenschwerer Poptitanen sind. Wakey Wakey ist echt. Greifbar und nachvollziehbar. Dafür an dieser Stelle ein dickes Danke! Pop ist nicht Plastik. Pop kann auch Herzmusik sein. Wie z.B. von Wakey Wakey. Kaufempfehlung!

Neu2

  1. Introduction
  2. Heartbroke
  3. Adam and Eve
  4. Overreactivist
  5. Golden
  6. Homeless Poets
  7. Freeze
  8. Cruel You
  9. Big Town Love
  10. Stop Turning
  11. Still Life
  12. Light and Nothing More
  13. C’est La Vie

 

4.5