Vorfreude auf das 13. Maifeld Derby (31. Mai – 2. Juni 2024, Mannheim)

Heute in einer Woche öffnet das auf dem Mannheimer Maimarktgelände das Maifeld Derby zum 13. Mal seine Pforten.

Es ist ein Jammer, dass es eine Woche vorm Start noch Tickets für das musikalisch mit Abstand anspruchsvollste deutsche Festival gibt. Positiv ausgedrückt habt ihr mit Lesen dieser Zeilen immer noch die Chance vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2024 in den Genuss handverlesener Musik zu kommen.

Doch was erwartet euch auf dem Maifeld Derby?
In erster Linie ein mit Liebe und Musikwissen kuratiertes Musikfestivals abseits des Einheitsbrei der deutschen Festivallandschaft. Dabei sprengt Timo Kumpf jegliche Genregrenzen. Passend ist, wer passende, d.h. in diesem Fall v.a. gute und spannende Musik macht. So treffen spanender Newcomer Acts auf bekanntere Perlen und Referenzbands. Eine derartige Dichte guter Musik und einen derart spannenden Mix bietet ansonsten vielleicht noch das Haldern Pop. Aber dazu denn ggf. zum Spätsommer mehr.

Wir sind hier erst einmal beim Einleiten, beim Beginn der Open Air Festivalsaison, beim Maifeld Derby. Und das zaubert 2024 einmal wieder ein Line Up der Extraklasse:

Verteilt auf erstmals fünf Bühnen (Arena und Clubraum lösen das Hüttenzelt ab; Open Air Bühne, Palastzelt und Parcours d’Amour bleiben an gewohntem Ort und Stelle) erwartet euch ein bunter Strauß bester Musik sowie ein kleines liebevolles Rahmenprogramm bestehend aus Lesungen (Kati von Schwerin und Paula Irmschler) und Kurzfilmen (Girls Go Movie sowie eine Auswahl des IFFMH (Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg)) und regionale Speisen wie Getränke.

Durch die innerstädtische Lage, kann innerstädtische Infrastruktur – wie bspw. die Anreise per ÖPNV – genutzt werden. Und auch wenn das Festival Areal nicht mit Natur punkten kann, hat bspw. der Parcours d’Amour inmitten des Reitstadions seinen ganz besonderen Reiz. Die Künstler*innen spielen auf einer Bühne, wo sonst Pferde galoppieren. Zuschauende machen es sich dafür auf der Zuschauertribüne bequem. Mal sitzend, entspannend ruhigen Indiefolkklängen lauschend, mal tanzend. Es ist auch der Ort der Lesungen und Kurzfilme. Und der Ort der magischen Momente. Die gab es hier eigentlich immer. Mensch muss sie nur mitbekommen und vielleicht auch einmal der kleineren Bühnen den Vorzug der beiden Mainstages (Open Air Bühne und Palastzelt) geben.

Bei dem rundum großartigen Line Up fällt es schwer einzelne Künstler*innen herauszupicken. Holly Macve, Sophie May, Cloth oder Grace Cummings sorgen aber mit Sicherheit für Gänsehaut, strahlende Gesichter und neue magische Momente auf dem Parcours d’Amour.

Im (neuen) Clubraum an Stelle des ehemaligen Hüttenzelt finden sich am Abend Konzerte von Zahn (Freitag um 21.05 Uhr) und iedereen (Samstag um 20.55 Uhr), ehe sie ab 23.00 Uhr elektronische Klänge beherbergen. Und auch hier zeigt das Maifeld Derby wie vielfältig und divers auch elektronische Klänge sein können. Weg vom Einheitsbrei findet sich hier spannende elektronische Tanzmusik.

Die andere neue Bühne, kleinere Open Air Bühne dient als Heimat härtere Klänge. Hier kann der Abriss mit Sextile, Chalk, Fat Dog, den Verlierern, den Lambrini Girls, Mannequin Pussy oder Tropical Fuck Storm zelebriert werden. Oder aber zur NNDW von Nils Keppel geschwoft oder psychodelischen Klängen von Babe Rainbow verweilt werden.

Bleiben noch die zwei großen Bühnen: Open Air Bühnen und Palastzelt:

Freitagabend huldigt die Open Air Bühne mit Royel Otis, Lola Young und The Vaccines dem Indie. Im Palastzelt geht es genrediverser zu. Nach HipHop mit Franky Stew and Harvey Gun, zeigt Edwin Rosen, dass NNDW mittlerweile auch große Bühnen füllt, ehe Róisín Murphy alle – aber auch wirklich alle – zum Staunen bringt. Vielleicht mindestens so sehr Kunst wie Musik. Und das mit so einer Stimme. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich auf einen sphärischen Ausklang mit Orbit freuen (oder tanz ekstatischer im Clubraum).

Samstag sollten spätestens um 15.00 Uhr wirklich alle vor der Open Air Bühne stehen: die Schweizer Soft Loft haben vielleicht das Album für schöne Sommertage. Oder auch verregnete Tage. Eigentlich für alles. Facettenreich und wunderschön.

Der Samstag auf der Open Air Bühne huldigt überhaupt sehr entspannter, für mich sommerlicher Musik: Midlife, Arc de Soleil und nicht zuletzt Roosevelt, der wunderbar zeigt, wie fluffig, groovig elektronische Klänge sein können.
Mit einem spannenden Prolog von Klaus Johann Grobe und Balming Tiger steigt im Palastzelt dann eine Ode an Neo Klassik/Ambient: Grandbrothers, Hania Rani und Kiasmos auf einem Festival an einem Abend. So krass. So toll. Und falls es doch jemanden zu ruhig sein sollte. Final machen Modeselektor dort dann alles platt.

Nicht weniger spektakulär der Sonntag. Vielleicht sogar am genrediversesten. Draußen mit der Indiehoffnung English Teacher, Σtella zum Verweilen und Dry Cleaning wie Altin Gün zum Abgehen. Im Palastzelt Gen Z Gitarrenmusik mit Yeule, Abriss mit Brutus und die Huldigung der Melancholie mit Chelsea Wolfe und Slowdive.

Ich möchte und muss das noch einmal ganz kur zusammenfassen: Róisín Murphy, Hania Rani, Kiasmos & Slowdive auf einem deutschen Festival! So krass! So gut!

Róisín Murphy fehlt auf den Videos hier. Sie muss Mensch live erleben. Kein Video wird ihrer Show auch nur ansatzweise gerecht.

Hier dann auch nochmals das komplette Line Up samt Zeitplan.
Fahrt nach zum Maifeld Derby nach Mannheim!