Von Hertzen Brothers – War Is Over (Music Theories/Mascot, 03.11.2017)

Von Hertzen Brothers – ein Name der in seiner finnischen Heimat wohlbekannt ist, während die drei Brüder Mikko, Kie und Jonne bei uns nach wie vor ein ziemlicher Geheimtipp sind.

Das sollte sich ändern! Denn die Von Hertzen Brothers sind zwar irgendwie speziell, auf der anderen Seite aber unheimlich zugänglich und massenwirksam. „Stell dir die Foo Fighters vor, welche die größten Pink-Floyd-Hits spielen, nachdem sie Jahre in Indien damit verbracht haben, Beach-Boys-Melodien zu singen – dann hast du eine ungefähre Ahnung“, sagte ein ehemaliger Mitstreiter des Trios. Und das trifft es auch sehr gut. Auf „War Is Over“ trifft ein progressives Grundverständnis auf große Stadionrockgesten und damit werden nicht nur alte Flagschiffe wie Yes, sondern vor allem Bands wie 30 Seconds To Mars, Biffy Clyro und Muse umarmt.

Man braucht sich nicht wundern, wenn ein Song leicht mit spacigen Keyboardklängen anfängt, einen anschließend von einer Sekunde auf die andere überfallartig mit lauten Gitarren an die Wand presst und dann plötzlich die harmonischen Chöre und Melodien dazu erklingen. Und genau diese sind die große Stärke des Fünfers. Meist mehrstimmig gesungen entwickeln sie eine unheimliche Kraft. Teilweise hat das schon was von einer varietéartigen Rockoper á la Queen. Mit den teils engelhaften Tönen schwingt aber auch stets eine Portion skandinavische Melancholie mit.

Und doch bleiben die Songs in der Regel relativ kompakt und geradlinig. Hört nur mal „The Arsonist“, „Long Lost Sailor“ oder „Frozen Butterflies“ an und verfallt dabei nicht in Verzückung. Die große Bombastkeule wird aber natürlich nicht selten geschwungen. „War Is Over“ startet schließlich mit dem über zwölfminütigen Titeltrack ziemlich episch. Es dauert erst einmal drei Minuten bis der überlange Song in Fahrt kommt. Aber dann wird der Hörer von einen Höhepunkt zum nächsten gehetzt. Ein moderner, anfangs Keyboard-lastiger Sound, dazu tonnenweise Bombast und große Harmonie-Bögen, bevor das Ding am Ende ganz abhebt. Hier treffen Anspruch auf große Stadionrockgesten.

Genügend feines Material ist auch auf dem Album wieder im Übermaß vorhanden und die Band ist auch immer wieder gewillt neue Nuancen im Sound zu entdecken. „To The End Of The World“ überrascht zum Beispiel mit bratzigen bluesrockigem Riffing, „Jerusalem“ startet fast synthetisch klingen mit Synth-Sounds, „Blindsight“ spielt mit fernöstlichen und Flamenco-Elementen und „Wanderlust“ gibt sich in der ersten Hälfte als zerbrechliche Akustik-Ballade. Letzteres wirkt besonders ungewöhnlich im Albumkontext, wo die Songs doch sonst voller Inbrunst und großem Harmoniegetöse durch die Gehörgänge wirbeln.

Den Von Hertzen Brothers ist mit „War Is Over“ wieder ein ziemlich starkes Album (übrigens bereits ihr siebtes) gelungen!

Trackliste:
1. War Is Over
2. To The End Of The World
3. The Arsonist
4. Jerusalem
5. Frozen Butterflies
6. Who Are You?
7. Blindsight
8. Long Lost Sailor
9. Wanderlust
10. Beyond The Storm

4.3