Violetta Vicci – Cavaglia (Fabrique Records, 14.04.2023)

Die Vita der mir bisher unbekannten Violinistin Violeta Vicci liest sich schon beeindruckend. Ihre musikalischen Interessen werden von der klasssischen Musik über ambiente Klänge, Elektronik bis hin zum Psychedelic Rock beschrieben. Die Liste der Musiker, mit denen sie bereits gearbeitet hat liest sich wie das Who is Who der Alternative-Szene: Thom Yorke, Elbow, Jonsi, Steeleye Span und Ellie Goulding. Und mit The Orb hat sie auch bereits zusammengearbeitet.

Ihr neues Album „Cavagalia“ hat sie ihrem Schweizer Heimatort (der Kindheit) gewidmet und zusammen mit Roger Goula komponiert, produziert und aufgenommen in verschiedenen Londoner Studios. Auf diesem Album widmet sie sich im Grunde zwei ihrer Leidenschaften – sie vermengt klassische Musik mit elektronischer Ambient-Musik; was natürlich hervorragend zusammen passt.

So ertönt im Opener eine ergreifende Geige in einer hinreißenden Melodie, die in einem angenehmen, mollastigen Ambientsound verpackt ist. Das folgende „Ombra” ist dunkel, sakral und sehr elektronisch. Glocken erklingen und die Violine breitet einen dunklen Teppich aus. Darüber liegt die eindringliche und doch verlorene Stimme der Künstlerin. Engelsgleich, nein, sirenenhaft ist Violetas Stimme auch im folgenden „Lacrymosa”, das neben den postrockartigen Perkusionsklängen schwebende Elektronik bietet und mich insgesamt ein wenig an die sakralen Stücke der frühen Legendary Pink Dots so um 1985 erinnert. Wunderschöne Melancholie mit einem am Ende überbordenden Gesang der Sirenen. Nochmal: wunderschön!

„Abstract Sky” bringt dann etwas beschwingtere und folkigere Klänge, ohne den Sound des Albums zu verlassen und führt in das sakral düstere „Elegy to a Glacier“ über. Brodelnde elektronische Drones, knarzende elektronische Perkussionen, die wie Wasser plätschern, schwermütiger, aber engelsgleicher Gesang und das verziert mit traurigen Violinensounds.

In „Diavolezza” vermischen sich dann wieder viele elektronische Klänge zu einer düsteren Atmosphäre, die Violine erklingt jedoch zunächst nicht hymnisch, sondern schnell und treibend, ein wenig folkig.  Später werden diese Klänge von hymnischen, klassischen Streicherklängen begleitet und so erinnert mich das brodelnde Stück wieder an den ehemaligen LPD-Geiger Patrick „Q“ Wright alias Pat Paganini.

Das letzte „Orbital“ betitelte Stück lässt den Hörer nach dem doch wilden Vorgänger dann mit optimistischen, hymnischen Klängen zum Startpunkt zurückkehren und verleitet mit seinen bezaubernden Violinen Klängen zum Schwebesound dazu, das Album gleich nochmal von vorn zu hören.

Ein wunderbares Album zwischen Klassik, Elektronik, Ambient plus ein wenig Postrock und Neofolk, ja gar ein wenig gotisch. Ich bin hin und weg.

 

  1. Caralin
  2. Ombra
  3. Lacrymosa
  4. Abstract Sky
  5. Elegy to a Glacier
  6. Diavolezza
  7. Orbital

 

All tracks composed by Violeta Vicci and Roger Goula
All tracks produced by Roger Goula and Violeta Vicci
Violeta Vicci – violin, viola, octave violin, octave viola, voice, keyboard
Roger Goula – modular synths and programming

Field Recordings by Violeta Vicci

https://www.violetavicci.com/
https://violetavicci.bandcamp.com/album/cavaglia

4.9