Ich begleite bzw. beobachte die drei Jungs von Van Holzen jetzt schon seit einigen Jahren und freue mich immer, regelmäßig etwas neues von den Ulmern zu hören.
Erst fünf Jahre gemeinsame Musikgeschichte haben Florian, Jonas und Daniel auf dem Buckel, sind dabei nur ein wenig älter (und immer noch gerade Anfang zwanzig!), aber immer besser geworden und betrachten das ganze Geschehen um uns herum mit ihrem neuen Album “Aus der Ferne”.
Nach dem Debüt-Album “Anomalie” (2017), für welches mir die Jungs im Rahmen eines Interviews ein paar Fragen beantwortet hatten und der zweiten Scheibe “Regen” (2019), steht nun also bald das dritte Studioalbum im Plattenregal – und das in schickem transparent-rotem Vinyl… um mal hier unsere Plattenliebhaber an den Start zu bringen.
Nicht weniger als zwölf feine Rock-Perlen erwarten uns auf dem neuen Album und wer schon in den Genuss von der ersten Single-Auskopplung “Schlafen” gekommen war, der/die wird mir bestimmt zustimmen wenn ich sage, dass Van Holzen sich erneut weiter entwickelt haben und zu recht nicht mehr nur als Geheimtipp im deutschsprachigen Rock gelten, sondern die musikalische Leiter mit den neuen Songs um mindestens zwei Sprossen weiter hoch klettern können.
Düster-melancholisch und immer mit einem Bein am Abgrund fräsen sich die Songs in mein Gehirn, hinterlassen Furchen und Narben – sorgen dafür, dass ich zum Beispiel Nummern wie den Opener “Gini” direkt drei Mal hintereinander hören muss.
Oder hört euch doch einfach mal “Gras” an – ein Auf und Ab der Emotionen, die Selbstzweifel fressen einen auf… vielleicht hilft nur sich selber zu isolieren und am Ende ins Gras zu beißen?!
Irgendwie treffen die drei immer wieder den “Nagel” auf bzw. in den Kopf, hauen dort in die Wunden wo es besonders weh tut und wo man selbst seine Schwächen vermutet – das Album ist ein gefundenes Fressen für Hobby-Psychologen!
Im Endeffekt bewegen wir uns ja schon seit Jahren auf der Klinge, irgendwo zwischen totalem Untergang und dem letzten Funken Hoffnung – Van Holzen bauen uns eine “Arche“, mit der wir den finalen Weg auf uns nehmen können. Allzu lange wird es wahrscheinlich eh nicht mehr dauern, bis wir die Stunde 0 erreichen – dann sollten wir zumindest langsam die Segel setzen, denn “Dauerhaft” sind wir eh alle verloren.
“Leben kommt, Leben geht” und auch wenn die Menschheit sich für das Maß aller Dinge hält, wir müssen uns damit abfinden, dass unsere Welt verbrennt und wir alles mit in den Abgrund reißen – könnten sich die Tiere wehren, sie würden uns mit einem geziehlten “Biss” davon abhalten.
Und entweder man nutzt den “Computer” für sinnlosen Kram, oder man versucht damit sein “Hirn” wieder zu finden, welches auf dem langen Weg garantiert verloren gehen wird. Ach so, noch etwas… wenn wir hier alles zerlegt haben, dann hätten wir ja auch noch die Möglichkeit den einen oder anderen Planeten mit unseren Wahnsinn zu verseuchen – der “Mars” würde sich da wunderbar anbieten.
“Letztes Jahr” war Kacke… wie wär´s mit einem Neuanfang? Vorausgesetzt man möchte es!
Das neue Van Holzen Album könnte auf der einen Seite gut als Soundtrack auf dem Weg in den Untergang dienen – vermittelt aber andererseits den Eindruck dass es zwar spät, doch nicht zu spät ist und man mit einer immensen Anstrengung noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen könnte.
Titel:
1. Gini
2. Schlafen
3. Gras
4. Nagel
5. Dauerhaft
6. Deiner Meinung
7. Arche
8. Biss
9. Computer
10. Hirn
11. Mars
12. Letztes Jahr
Foto: Ilkay Karakurt
Live
26.11.21, Witten – Werk.Stadt (+ DOTE)
30.05.22, Köln – YUCA
31.05.22, Hannover – LUX
01.06.22, Bremen – Tower
03.06.22, Chemnitz – AJZ
04.06.22, Oberhausen – Druckluft
05.06.22, Wiesbaden – Kesselhaus
07.06.22, Stuttgart – Im Wizemann
08.06.22, Zürich – Kater Zürich
09.06.22, Bern – ISC
10.06.22, Saarbrücken – Studio030
11.06.22, München – Strom
12.06.22, Wien – B72
14.06.22, Leipzig – Naumanns
15.06.22, Nürnberg – Club Stereo
16.06.22, Berlin – Badehaus
17.06.22, Hamburg – Goldener Salon
23.06.22, Frankfurt – Nachtleben
25.06.22, Ulm – Club Schilli