Twisted Tower Dire – Wars In The Unknown (No Remorse Records, 15.03.2019)

Um sich an den Metal-Mainstream zu wanzen, waren Twisted Tower Dire schon immer eine Spur zu kauzig und eigensinnig, selbst wenn man für sein drittes Album „Crest Of The Martyrs“ (2003) von Produzent Piet Sielck (Iron Savior) etwas die Kanten abschleifen ließ. Den Rest besorgten die ständigen Labelwechsel und die langen Pausen zwischen den einzelnen Alben.

Mit „Wars In The Unknown“ wird die längste davon beendet. Fast acht Jahre war es nämlich ruhig um das Quintett. Zwischenzeitlich vergnügten sich drei Fünftel der Musiker mit der Nebenspielwiese Walpyrgus und legten eines der Highlights das Jahres 2017 vor. Gitarrist Dave Boyd blieb derweil lieber daheim und schrieb neue Musik für Twisted Tower Dire. Zehn Songs mit einer gebündelten Länge von rund 41 Minuten sind es geworden. Stilistische Sperenzchen braucht man davon natürlich nicht erwarten und der Fan (ich gestehe: ich bin auch einer!) dürfte sich darüber freuen.

Die Band spielt angenehm altmodischen US Metal der etwas kantigen Sorte, der in den richtigen Momenten mal hymnisch, denn wieder episch oder mit einer gesunden Portion Rock’n’Roll gesegnet ist. Die einzelnen Alben der Band unterscheiden sich nur in Nuancen. So war das letzte („Make It Dark“) zum Beispiel eine recht rassige, fast schon Party-Platte. Das setzt man mit den ersten Songs hier gleich mal fort. Flott und eingängig sind die. Mit schmackhaften Gitarrenleads und vor allem dem starkem, mitreißenden Gesang von Jonny Aune, der sich wieder mal als Glücksgriff entpuppt. Er hat ein Händchen für packende, eingängige Melodien und Harmonien ohne Kitschfaktor. Das ist fein! Hört doch mal das schmissige „Light The Swords On Fire“ oder das nach vorne stampfende „True North“.

In der zweiten Hälfte verändert man den Ton ein bisschen und es machen sich verstärkt dunklere und epischer angelegte Songs breit. Damit blickt man etwas zurück in die frühere Tage, die immerhin bis ins Jahr 1995 zurückreichen. „A Howl In The Wind“ und das etwas dezentere „And The Sharks Came Then” sind gute Beispiele hierfür. Leider hat sich mit „Eons Beyond“ ein langweiliger Rohrkrepierer eingeschlichen. Denn ansonsten macht die Platte durchgehend Spaß.

„Wars Int The Unknown“ bietet ne knappe Dreiviertelstunde lang viel mehr als soliden Weltfluchtmetal der altmodischen Sorte, der äußerst sympathisch und „echt“ an die Leute gebracht wird. Schön, dass ihr wieder da seid, Jungs!

 

Trackliste:
1. The Thundering
2. True North
3. Tear You Apart
4. Light The Swords On Fire
5. And The Sharks Came Then
6. Riding The Fortress
7. Eons Beyond
8. A Howl In The Wind
9. The Beast I Fear
10. These Ghosts Can Never Leave

 

4.3