Twin Drugs – In Now Less Than Ever (Crazysane Records, 07.10.2022)

Crazysane Records, das kleine, aber feine deutsche Label für besonderen Krach, hat mal wieder was rausgehauen. „In Now Less Than Ever“ nennt sich das neue Album des Duos Twin Drugs und es bietet durchaus interessanten Psychedelic-Stoff zwischen Shoegaze und Noiserock.

Dabei pendeln die Stücke der Band zwischen atmosphärischen Breitwand-Sound der Marke My Bloody Valentine und ruppigen Ausbrüchen. Der Sound: zwischen spacig und versponnen. Der Gesang: stets introvertiert und nachdenklich im Hinterrund agierend. Dabei entziehen sich Twin Drugs, wie auch die Vorbilder, jeglicher Norm und agieren experimentell abseits üblicher Songwriting-Formeln. Die einzelnen Stücke klingen meist recht hypnotisch, manchmal aber auch (bewusst?) nervig. Schönheit muss halt nicht immer komplett offensichtlich sein. Twin Drugs scheinen nach diesem Motto zu agieren.

Dabei gefällt vor allem ihr Dreampop-Ansatz in Stücken wie dem verhallten „Ash Candid Cough“ oder dem ätherischen „Rule“. Gerade „World Fell Off“ mit seinem fein gewebten Soundteppich zu pochenden Drums und hellem Harmoniegesang hüllt einen angenehm ein. Im Kontrast dazu steht der stampfende, für diese Platte ungewöhnlich laute Noise-Rocker „Dust Worship“. „Sazerac“ kracht in einer stolpernder Art und Weise nicht viel weniger. „The Velvet Noise“ kombiniert dafür dann verschrobene Noise-Gitarren mit einer hellen Gesangslinie. Das beste aus den beiden Welten quasi.

„In Now Less Than Ever“ macht es einem gar nicht so einfach zu gefallen. Dafür blitzen unter den psychedelischen Rauchschwaden teilweise zu sehr die scharfen Krallen hervor. Aber das muss in dem Fall wohl so sein. Und das ist dann auch gut so.

 

Trackliste:
1. Ash Candied Cough
2. We Want Our Heaven
3. World Fell Off
4. Fanfare
5. Eyelets & Aglets
6. Dust Worship
7. The Velvet Noise
8. Rule 110
9. Sazerac
10. The Sun While You Can

 

3.7