Tusky – Rated Gnar (V2Records Benelux, 02.03.2018)

Nun mag sich der Leser fragen, warum rezensieren wir eine Platte einer (noch) weitesgehend unbekannten Band aus den Niederlanden? Ich werde es euch verraten: die Welt hat uns natürlich schon viele verrückte Holländer geschenkt, diese hier machen zudem auch noch den allerfeinsten Punkrock und sind vor allem aufgrund Ihrer Band-Vergangenheit nicht ganz uninteressant.

Dabei muss man beleuchten, wer sich hinter Tusky verbirgt: die Songs stammen nämlich aus der Feder von John Coffey-Oberlippenschnauzer und -Gitarrist Alfred van Luittinkhuizen, der bereits bei John Coffey fleißig Ohrwürmer produzierte. Nun, knapp ein Jahr nach der Trennung von John Coffey, schart er weitere Personen um sich, die bereits bei John Coffey bzw. dessen Umfeld aktiv waren: der ehemalige JC-Gitarrentechniker Sjors van Reeuwijk, Bassist Justin Ghijsen und Drummer Bas Allein Richir.

Jetzt wäre es unfair, Tusky direkt mit John Coffey zu vergleichen, bewegte sich John Coffey nicht ausschließlich im Punkbereich, sondern hatte auch starke Hardcore-Elemente – Tusky dagegen macht ehrlichen geradlinigen Punkrock, ohne große Umschweife, aber auch ohne Growls, die bei John Coffey durch den Sänger David Achter de Molen stilprägend waren.

Aber genau das ist es, was Tusky bzw. die neue Scheibe “Rated Gnar” ausmacht. Das Hörvergnügen beginnt mit dem ersten Takt und hält bis zum Ende der nur knapp 30 Minuten an. Tusky bekennen sich dazu – in feinsten Niederländisch, so dass ich den Google-Übersetzuer brauchte. “ir machen Punkrock: schlicht, ehrlich mit hohem Partyfaktor und genau das kommt auch so an. Das Bekenntnis lautet: ein guter Song, viel Spaß und eine Party mit dem Publikum. Genau das kommt bei der “Rated Gnar” auch absolut rüber: hoher Partyfaktor, witzige Texte, hohes Tempo. Denn wer bremst, verliert.

Die 9 Songs von “Rated Gnar” – allesamt eingängig und reinste Punkrock Ohrwürmer – da gibts ordentlich auf die Ohren.

Bei den bisher veröffentlichten Videos konnte man sich ja bereits einen Eindruck verschaffen, sowohl musikalisch, als auch über den Humor der Band. So wird bei “Folly” Sjors zur Wurst verarbeitet. Stokje Worst?

Zu “You will not regret this” (sehr großartiger Song!) hat man ernsthaft eine Choreographie im Synchronschwimmen einstudiert, als Schwimmtrainer, der die Grundausbildung durchlaufen hat, weiß ich, wie schwierig das ist!

Weitere Highlights dieser Platte : “Tea for One” – eine Minute Punkrock in Höchsttempo, man befindet sich quasi im Schleuderwaschgang . “Armed to the teeth” – nicht nur in diesem Song sind jedoch John-Coffey-Stilelemente, wie die Zwischenriffs der Gitarren unüberhorbar! “Attend the Party” ist das einzige Stück des Album, wo es mal ein bischen langsamer zugeht. Nein, das ist keine ruhige Ballade, sondern immernoch geradeliniger Punkrock, der aber durch das mittlere Tempo sich vom Rest abhebt. Thematisch sind wir beim Thema Party, wie auch beim klasse Song “Going Out”.

Einziger Makel: Die Platte ist mit 30 Minuten doch recht kurz geraten und hätte ich gerne mehr Tusky gehört, aber. Diese 30 Minuten sind allerdings Weltklasse und absolut hörenswert! Bislang planen Tusky nur Shows in den Niederlanden – ich denke, es wird nicht lange dauern, diese Power der Band auch live in “Duitsland” bewundern zu dürfen. Ich zumindest werde dann sicherlich vor der Bühne zu finden sein!

Tracklist:

White Dress
Folly
Going Out
Beacheater
Attend The Party
Tea for One
Armed to the Teeth
You will not regret this (Please hold still)
Smack me with your Bible Belt

 

 

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