Trialogos – Stroh zu Gold (Exile on Mainstream Records, 18.06.2021)

Herzlichen Glückwunsch zur 100. Veröffentlichung, Exile On Mainstream Records! Mit „Stroh zu Gold“ beschenken sich Andreas Kohl und sein Team ein wenig selbst. Denn Trialogos ist keine normale Band und erst Recht kein 08/15-Rockprojekt. Unter diesem Namen fanden sich der Multiinstrumentalist und Inhaber des Experimental-Labels blackrecords, Tobias Verthake, besser bekannt als Sicker Man, die Berliner Musikerin und Sängerin Kiki Bohemia sowie der sich schon lange im Dunstkreis des Exile-Labels bewegende Conny Ochs zusammen.

Gestartet ist das Ganze eigentlich im März letzten Jahres, als Kiki Bohemia und Sicker Man einen täglichen Livestream etablierten. Ochs stieß als dritte künstlerische Stimme erst später hinzu. Und unter dem Namen Trialogos tauchte man erstmals im Rahmen einer Kunstausstellung im Sommer 2020 in Erscheinung.

Die Herkunft lässt natürlich vermuten, dass „Stroh zu Gold“ alles andere als ein Album mit einfachen Songs ist. Ist es nämlich auch nicht. Hier wird der Ansatz „Klangkunst“ bis in den letzten Ton ausgelebt. In acht überwiegend instrumentalen Titeln wird wild experimentiert, Klänge wie verschiedene Dias übereinander gelegt, um ganz neue Bildspektren zu gewinnen. Hier treffen Gegensätze aufeinander, wobei viele durchaus interessante, aber nicht immer einfach zu fassende Dinge geschehen.

Was dabei alle Stücke eint, ist der ambiente Charakter. Die Eröffnung „Lavu Santu“ gibt den Charakter des Albums vor. Das Stück wimmelt von tief schlurfenden, basslastigen Synthie-Sounds, warmen Cello-Flächen, darüber flirrende Fuzz-Gitarren, einer verhallten Spoken-Word-Einlage. Das hat schon was Ätherisches. Der Titeltrack ist dagegen ganz anders gestrickt. Plötzlich wird es rhythmisch und Synthpop-Beats treffen auf eine krautige Atmosphäre. Psychedelic pur. „Batdance“ wiederholt das noch einmal, klingt aber wie eine pervertierte Gruftiedisco-Version hiervon.

Sehr cool ist „Mali/Berlin“, das tatsächlich wie eine Ambient-Interpretation von Mali Blues klingt. Eine regelrechter Seelenstreichler, genauso wie das abschließende Wellenreiter, das mit seinem minimalistischen Flair gefällt und erstmals auch richtigen Gesang von Conny Ochs enthält. Aber so leichtgängig geht es nicht immer zu, denn „Stroh zu Gold“ ist eine Herausforderung. Ganz besonders im bedrohlichen Noise-lastigen „Rip Current“, welches viele wohl gar nicht mehr als Musik bezeichnen würden.

Eine objektive Bewertung dieser Platte ist äußerst schwierig, hängt sie doch sehr von den subjektiven Hörerwartungen ab. Deswegen sehen wir dieses Mal auch davon ab.

 

Trackliste:
1. Lavu Santu 5:03
2. Stroh zu Gold 4:13
3. Il Terzo Sogno 3:38
4. Rip Current 6:40
5. Hikikomori 3:34
6. Batdance 4:41
7. Mali/Berlin 6:05
8. Wellenreiter 5:51