Treedeon – New World Hoarder (Exile On Mainstream Records, 17.03.2023)

Musik muss nicht immer schön sein. Sie kann auch hässlich sein, sehr hässlich. Und auch das kann faszinieren, wenn der künstlerische Ausdruck stimmt, die aufspielenden Musiker ihr Innerstes nach außen kehren und sich voller Inbrunst in ihr Schaffen stürzen. Das deutsche Trio Treedeon gehört absolut zu dieser Kategorie. Zwei Alben gingen bisher auf ihr Konto. Besonders ihr letztes, „Under The Machineel“, war ein starker Batzen harter Musik zwischen Doom, Sludge und Lärm.

Was ich in der Review dazu schrieb, gilt auch fünf Jahre noch für Treedeon im Allgemeinen und für ihr neues Album im Speziellen. Und doch geht „New World Hoarder“ noch einen Schritt weiter. Die sechs Stücke klingen noch ein wenig dringlicher und wo die Texte älterer Stücke eher persönlicher Natur waren, schwingt heute etwas stark Politisches mit. Die letzten Jahre sind somit auch an dieser Band nicht spurlos vorbei gegangen.

„New World Hoarder“ ist kein leichtes Album, erst recht nicht der Beginn davon. „Nutcréme Superspreader“ startet mit brummender Gitarre und den markerschütternden Schreien von Arne Heesch recht verstörend. Pure in Töne gegossene Verzweiflung. Man möchte schon „Unmusik“ dazu sagen. Hat man das erste einmal überwunden, wird es zwar nicht unbedingt einfacher, aber nachvollziehbarer, auch wenn das überlange „Omega Time Bomb“ unglaublich trist und abweisend klingt und keiner richtigen Formel zu folgen scheint, außer einer: ein immer garstiger werdender Fluss von Emotionen.

Die folgenden „New World Hoarder“, „Viking Meditation Song“ und „RhV1“ geben sich dafür etwas offener und teilweise auch richtig schön doomig groovend. Gerade wenn Yvonne Ducksworth ihre Stimme erhebt. Seinen Höhepunkt erreicht das Album allerdings mit dem abschließenden „Läderlappen“. Hier werfen Treedeon noch einmal alles ins Rund, was sie haben. Auf garstige, aber auch sehr eindringliche Art und Weise schleppt man sich durch die erste Hälfte, bevor in der zweiten der Knoten platzt und das Ganze richtig Fahrt aufnimmt.

Irgendwie erinnert „New World Hoarder“ etwas an das letzte Album ihrer Labelkollegen Obelyskkh, welche neuerdings ähnlich reduziert und pur an die Sache herangehen. Geschwister im Geiste sozusagen. Am besten sollten sie wohl gemeinsam eine Bühne teilen. Zurück würden reichlich ausgezehrte Leiber bleiben!

 

Trackliste:
1. Nutcréme Superspreader
2. Omega Time Bomb
3. New World Hoarder
4. Viking Meditation Song
5. RhV1
6. Läderlappen

 

3.7