Travis – Everything At Once (Red Telephone Box/Caroline, 29.04.2016)

Die Wohlfühl-Britpopper von Travis haben mit „Everything At Once“ ihr nunmehr achtes Studioalbum in die Läden gebracht und bleiben darauf ihrem Stil auch nach 26 Jahren Bandgeschichte weitgehend treu.

Zu Beginn der 2000er Jahre und ihrem Meisterwerk „The Man Who“ von 1999, zählten sie zu den vielversprechensten Bands weltweit und wurden für ihren tiefgründigen Pop zu Recht in einem Atemzug mit den ganz Großen des Musikbusiness genannt. Im Gegensatz zu Coldplay, die in etwa zeitgleich die großen Bühnen der Welt betraten und mittlerweile seit Jahren Stadien füllen, ist es 2016 um die vier Schotten jedoch deutlich ruhiger geworden. Alle paar Jahren veröffentlichen sie mal ein Album, das immer schöne Momente hat, aber in der hiesigen Musikpresse nicht mehr die ganz große Beachtung findet, wie noch zur Hochphase des Quartetts. Auf dem neustes Longplayer „Everything At Once“ beweisen Travis allerdings einmal mehr, dass man auch weiterhin schöne Momente von ihnen erwarten darf, wenngleich der ganz große Wurf scheinbar nicht mehr gelingen will. Nehmen wir zum Beispiel die Singleauskopplung „3 Miles High“. Vermutlich die beste Travis Single seit mindestens zehn Jahren oder den wunderbar tiefgründigen „All Of The Places“, der sich auch gut auf dem 2001er Album „The Invisible Band“ gemacht hätte. Die beiden Songs zeigen auch nach über zwei Jahrzehnten, wofür man die sympathischen Schotten lieben gelernt hat. Nämlich für tiefgründige Pop-Perlen im freundlichen moll. Auf der anderen Seite wirkt der auf Hit getrimmte Song „Paralysed“, der zwar durchaus catchy ist, jedoch ein wenig wie ein Fremdkörper für die Band. Auch die Produktion des Album ist zu glatt ausgefallen. Hier vermisst man eine produktionstechnische Tiefe, die ein Nigel Godrich der Band auf „The Man Who“ und „The Invisible Band“ verliehen hatte. Popsongs haben Travis schon immer geschrieben. Deswegen muss man sie ja nicht zwingend so verpacken. Da hilft auch der Besuch in den legendären Hansa Studios in Berlin nichts.

Fazit: Wenn man diese kleineren Ausfälle allerdings entschuldigt, kann man sich jedoch ganz auf „Everything At Once“ einlassen. Travis enttäuschen auch 2016 nicht und live zählen sie ohnehin nach wie vor zu den ganz Großen.

Anspieltipps: „3 Miles High“, „All Of The Places“, „Animals“

 

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Trackliste:
01. What Will Come
02. Magnificent Time
03. Radio Song
04. Paralysed
05. Animals
06. Everything At Once
07. 3 Miles High
08. All Of The Places
09. Idlewild
10. Strangers On A Train

Travis

4.1