Trans-Siberian Orchestra – The Ghosts of Christmas Eve (Universal Music, 04.11.2016)

Ho, ho ho… Lebkuchen und Spekulatius wurden schon vor einigen Wochen in den Auslagen der Supermärkte platziert. Mittlerweile schmeckt dank der Außentemperaturen auch der Glühwein, der sich seit dem letzten Winter eingestaubt in den hintersten Ecke der Vorratskammer versteckt. Raus damit, denn jetzt haut man uns auch die richtige Musik dazu entgegen!

In den USA hat man ja eine etwas andere Beziehung zu diesem verkitschten Endjahresklimbim und es ist kein Wunder, dass das ehemals von Produzent Paul O’Neill als Ableger der Metalband Savatage gestarteten Trans-Siberian Orchestra dort offene Türen einrannte. Rock meets Musical meets Orchester-Sounds, Bombast trifft Weihnachtsthematik, Klassik auf große Stimmen. Muss man mögen. Aber man muss gestehen, dass diese Funktionsmusik was hat. Am besten ist das Projekt immer dann, wenn es sich im angestammten Biotop bewegt und sich nicht in andere Themengebiete wagt (s. Review zu „Letters From The Labyrinth“).

„The Ghosts of Christmas Eve“ war ursprünglich eine Show die auf DVD veröffentlicht wurde. Dafür packte Paul O’Neill ein paar bekannte TSO-Nummern zusammen und strickte darum eine neue, zusammenhängende Geschichte um eine junge Ausreißerin, die am Heiligen Abend in ein verlassenes Theater einbricht, um dort Unterschlupf zu suchen. Drinnen wird die Teenagerin vom Hausmeister des Theaters entdeckt, der die Geister der Vergangenheit einsetzt, um ihr Leben in eine neue Richtung zu lenken. Das schreckt euch schon ab? Denn lest am besten nicht weiter! Denn die Musik klingt genauso pathetisch und sentimental, wie es die Story vermuten lässt.

Bekannte, festliche und klassische Melodien werden hier ins Rockoperngewand gekleidet. Fein surrende Gitarrenmelodien vermengen sich mit großen Chören und kraftvollen (Rock-)Stimmen. Die Songs sind eingängig und hüllen den Hörer in ein angenehm flauschiges Mäntelchen. Ja, das ist irgendwie positiver Kitsch. Die frühen TSO-Nummern waren in der Tat noch ziemlich gut gemachter Stoff, der im richtigen Setting bestens funktioniert. Zum Beispiel das tatsächlich leicht bluesige „Music Box Blues“, die kräftige, nach Meat Loaf klingende Powerballade „Christmas Dreams“ oder das von Savatage bekannte Instrumental „Christmas Eve / Sarajevo 12/24“, mit dem damals alles anfing. Da tun dann nicht mal die Kinderchöre von „Christmas Canon“ oder „Promises To Keep“ weh.

Ja, man muss dieses Zeug schon mögen. Diese CD des Trans-Siberian Orchestras reicht auch vollkommen aus, um sich etwas festliche Stimmung ins Haus zu holen. Denn wie nach dem fetten Weichnachtsbraten ist man danach erst mal so richtig satt und holt das Ganze erst im nächsten Jahr wieder aus dem Regal…

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Trackliste:
1. O’ Come All Ye Faithful / O Holy Night
2. Good King Joy
3. Christmas Dreams
4. Christmas Eve / Sarajevo 12/24
5. Christmas Canon
6. What Child Is This?
7. Music Box Blues
8. Promises To Keep
9. This Christmas Day
10. First Snow
11. Music Box Blues Live (Daryl Pediford Tribute New York 2004) – Bonustrack

3.7