Trans-Siberian Orchestra – Letters from the Labyrinth (Universal, 13.11.2015)

Das Konzept des Trans-Siberian Orchestras war schon immer vor allem eines: G-R-O-S-S! Gegründet als Ableger der legendären Metalband Savatage, entwickelte Produzent Paul O’Neill eine musicalhaften Klassik-Rock-Crossover im großen Hollywood-Stil, der in seiner Heimat USA vor allem in der Adventszeit die ganz großen Halle füllt. Kein Wunder, waren die früheren Shows des Projekts voll auf weihnachtliche Musik ausgerichtet.

Mit den Jahren veröffentlichte das Projekt aber auch ein paar „normale“ Alben. „Letters from the Laybrinth“ ist nach „Beethoven’s Last Night“ (2000) und „Night Castle“ (2009) das dritte in dieser Reihe. Wie bei den beiden Vorgängern geht es auch hier nicht ohne Konzept. Es dreht sich um (O-Ton) „einen Dialog zwischen der Weisheit der Vergangenheit und den Hoffnungen der Zukunft, der in Form eines Briefwechsels zwischen einem Kind und einem alten Freund des Großvaters des Kindes erzählt wird. Man widmet sich universellen Themen wie der Reise der Menschheit durch die Zeiten, aber auch spezifischen Motiven wie Mobbing, dem Fall der Berliner Mauer und den Kontroversen um die weltweiten Bankgeschäfte“.

Puh, richtig schwerer Stoff. Wie zu erwarten wird das Ganze auch wieder bombastisch angerichtet. Mit vielen Klassikzitaten (u.a. müssen Beethoven und Rimsky Korsakov herhalten), einer ganzen Ladung hollywood-mäßigem Kitsch und viel professioneller Musikalität spielt man sich durch 15 Stücke, die man in zwei Kategorien einteilen kann: pathetische Instrumentalstücke und emotional aufgeladene Gesangsstücke.

Instrumentales findet man vor allem in der ersten Hälfte, ein Horde an Gastsänger hinterlässt ihre Spuren in der zweiten. So klingen die Tracks 1 bis 6 umso bombastischer, wie Überleitungen aus großen Musicals. Am spannendsten: das anfangs auf Piano aufgebauten und in der zweiten Hälfte vom kernigen Gesang Jeff Scott Sotos getragene „Prometheus“. Auch nett: das extrem pathetische, aber doch mitreißende „King Rurik“. Allerdings fehlt es etwas an den richtig großen Momenten.

Ähnliches gilt auch für die Gesangsstücke. Das schon fast an Alice Cooper erinnernde „Not dead yet“ gefällt zwar mit dem kernigen Gesang von Russell Allen (Symphony X), kommt aber ohne echte Hook aus. Ähnliches gilt für das heavy-rockig groovende „The night conceives“. Gut gefallen dafür die AOR-Ballade „Forget about the blame“ sowie die an mittelalte Savatage („Handful of rain“-Ära) erinnernden „Past of tomorrow“ und „Stay“.

Am Ende hat „Letters form the Labyrinth“ etwas von einem großen McDonalds-Hamburger: auf dem ersten Blick für den Magen beeindruckend, aber nach kurzer Zeit hat man wieder Hunger. Der Bombast gefällt, klingt aber nicht fett genug, um wirklich mitzureißen. Doch wer sonst auch auf die große Show und Musicals steht und generell mit Amikitsch und große Posen etwas anfangen kann, der dürfte mit dieser Platte etwas anfangen können. Nur bitte nicht zu viel erwarten!

Trans-Siberian Orchestra - Letters from the Labyrinth

Trackliste:
1. Time & Distance (The Dash)
2. Madness of Men
3. Prometheus
4. Mountain Labyrinth
5. King Rurik
6. Prince Igor
7. The Night Conceives
8. Forget About The Blame (Sun Version)
9. Not Dead Yet
10. Past of Tomorrow
11. Stay
12. Not The Same
13. Who I Am
14. Lullaby Night
15. Forget About The Blame (Moon Version)

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