Tom Morello – The Atlas Underground (BMG/Warner Music, 12.10.2018)

Tom Morello (Rage Against The Machine, Audioslave, Prophets Of Rage) hat ein Soloalbum gemacht. Und wie sinnlos wäre es wohl, dieselbe Mucke zu machen wie sonst auch? Das dachte sich anscheinend der Gitarrist auch und so ist „The Atlas Underground“ etwas ganz anderes als man vielleicht erwartet hätte. Statt Rock oder Artverwandtes gibt es hier vor allem viel Hiphop, House und modernen Pop. Damit befindet sich der Mann wohl dort, wo sein ehemaliger Bandkollege Chris Cornell mit seinem R’n’B-Soloalbum „Scream“ war.

Statt sich allerdings in die Hände eines hippen Produzenten zu begeben, fährt Morello eine satte Gästeriege auf, die sich fast wie ein „Who Is Who“ der derzeitigen Musikszene liest. Unter anderem Portugal. The Man, Big Boi, Steve Aoki, Knife Party, Marcus Mumford (Mumford & Sons), Tim McIlrath (Rise Against), Gary Clark Jr., Leikeli47 sowie die beiden Wu-Tan-Clan-Recken GZA und RZA. Das liest sich ziemlich bunt und so klingt die Platte denn auch: Wie ein komischer Flickenteppich mit coolen Versatzstücken, aber eben nicht wie ein feines, zusammengehörendes Gewebe.

„The Atlas Underground“ ist eben eine wilde Projektplatte, bei der vieles nicht so wirklich zusammenpassen möchte, aber immer wieder ganz gute Parts hat. Das muss man den Beteiligten eingestehen. Vielfach ist es aber so wie bei Santanas Pop-Popsongs, dass Gitarrenriffs und -licks irgendwie drüber gestreut wurden, nur damit sie da sind. Und zudem klingt das, was Tom Morello hier zockt, sattsam bekannt und damit recht austauschbar. Der Sinn der Sache mag sich nicht so recht erschließen.

Tiefpunkt des Ganzen ist „How Long“, bei dem sich Steve Aoki den angenehm aggressiven Gesang von Tim McIlrath schnappte und daraus eine handelsübliche House-Dance-Bummstrack-Nummer bastelte, die nur auf den einfachen Effekt bedacht ist. Typische Un-Musik. Gleiches passierte bei „Where It’s At Ain’t What It Is“, bei dem allerdings Gary Clark Jr. dran glauben musste. Sorry, aber das war nix. Um einiges besser sind da auf jeden Fall der stampfende Indierock von „Every Step That I Take“ (feat. Portugal. The Man & Whethan), das rockige „Lucky One” (feat. K.Flay) oder die beiden Hiphop-Tracks „Roadrunner” (feat. Leikeli47) und „Lead Poisoning“ (feat. GZA, RZA & Herobust). Dazwischen tummeln sich auch ein paar Instrumentaltracks, bei denen die riffende Gitarre auf House- und Dubstep-Sounds trifft.

Ja, das Ding lässt mich ziemlich ratlos zurück. Es wirkt geradezu, als wäre Tom Morello in seiner Midlife Crisis gelandet und er will jetzt der ganzen Welt zeigen, was er doch noch für ein cooler Typ ist. Hey, das wissen wir doch auch so, Tom! Aber wahrscheinlich tu ich dem guten Mann ziemlich unrecht und er hatte wirklich Bock auf die Geschichte. So oder so, ihr wisst zumindest jetzt, was euch hier erwartet.

 

Trackliste:
1. Battle Sirens (feat. Knife Party) 4:03
2. Rabbit’s Revenge (feat. Bassnectar, Big Boi & Killer Mike) 2:59
3. Every Step That I Take (feat. Portugal. The Man & Whethan) 3:42
4. We Don’t Need You (feat. Vic Mensa) 3:04
5. Find Another Way (feat. Marcus Mumford) 4:38
6. How Long (feat. Steve Aoki & Tim McIlrath) 4:23
7. Lucky One (feat. K.Flay) 3:33
8. One Nation (feat. Pretty Lights) 4:16
9. Vigilante Nocturno (feat. Carl Restivo) 3:30
10. Where It’s at Ain’t What It Is (feat. Gary Clark Jr. & Nico Stadi) 3:39
11. Roadrunner (feat. Leikeli47) 2:49
12. Lead Poisoning (feat. GZA, RZA & Herobust)

 

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